08. Oktober 2011

After a long journey.

Sie war's: Taren | am: 08.10.2011 | 02:57 | Stempel: erlebt, verzaubert | Keine Gedanken »

Tief inmitten der Nacht heim kommen, wenn längst alle Lichter in den Fenstern erloschen sind und nur noch Verlorene sich tiefer in die Schatten drücken und dem Lichtkegel meines Rades ausweichen, und Dunkelheit auf dem Gesicht tragen malt die Konturen der Stadt und des Heutes weich. Der Abend war lang und wunderschön weltvergessen, inmitten all dieser Menschen, die ich nur wenige Male im Jahr sehe, an deren Namen ich nicht denke, wenn ich meine Freunde aufzähle, und bei denen sich doch jedes Wiedersehen so anfühlt, als hätte man sich erst gestern gesehen und würde es morgen wieder tun. Sie umarmen mich, flüstern wunderbare Worte in meine Ohren und stoßen mit mir an, teilen im Schnelldurchlauf die Freuden und Erfolge der letzten Monate, geben Komplimente und sind da, für einen kurzen Moment, einen Abend, einen Tag. Und so schlendere ich durch den Raum, Sinn und Ziel ungewiß, lasse mich treiben zwischen ihnen und fühle mich ganz und heil und anders. Ein Streicheln über den Arm, ein auf die Wange gehauchter Kuss, ein Lächeln, und ich bin geborgen – so sehr, daß mir die Betrunkenen am Hamburger Hauptbahnhof um Mitternacht nichts mehr ausmachen, daß ich das schrille Lachen der anderen Fahrgäste trotz der übermäßig ausgedehnten Fahrt ignorieren kann und mich lieber still weiter darüber freue, daß mich mir Fremde nur aus Sorge und Freundlichkeit zum Hauptbahnhof statt zur S-Bahn fuhren und mich beim Aussteigen ermahnten, auf mich Acht zu geben.

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