Allgemein

02. August 2018

Wach.

Taren • am 02.08.2018 um 10:42 in Allgemein, bitterschokolade
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Eigentlich (wenn ein Satz schon mit eigentlich beginnt…) bin ich niemand, der sonderlich oft Angst hat. Vor etwas, um etwas, um jemanden. Angst und Sorgen ändern nichts an der Situation, also versuche ich meistens, lieber etwas zu tun, als Zeit darauf zu verschwenden, mir auszumalen, was alles passieren könnte. Was geschieht, geschieht sowieso, egal, ob ich es im Vorhinein schon befürchte oder nicht.
In den vergangenen Beziehungen habe ich mir nur selten Gedanken darüber gemacht, daß ich verlassen werden könnte, daß der andere einfach geht. Das lag zum Teil natürlich auch daran, daß das gar nicht so schlimm gewesen wäre, und außerdem mehr als einmal auch sehr unwahrscheinlich, da größtenteils mein Partner deutlich stärker emotional involviert war als ich. Vielleicht war ich einfach auch zu naiv, dachte, eine Trennung, ein Verlassen werden müßte sich doch in Form von Gesprächen, Streitigkeiten und Problemen miteinander ankündigen, also wäre ich im Falle eines Falles schon vorgewarnt. Daß dies nicht immer der Fall ist, habe ich gelernt, als mich damals M. von heute auf morgen verließ. Aber das war ja auch eh die einzige Beziehung, in der ich ausnahmsweise einmal richtig verliebt war. In der ich stärker hing als er.

Jetzt habe ich Angst. Mit einem Mal habe ich so viel, alles, zu verlieren – und ich weiß ja aus Erfahrung, wie schnell so etwas manchmal gehen kann. Wie sich in wenigen Stunden, die ich nicht einmal da zu sein brauche, plötzlich die Wahrnehmung eines anderen Menschen so verändern kann, daß er sich von mir trennt. Ein falsches Wort, eine falsche Geste, die Unachtsamkeit eines Blicks oder eines nicht genügend durchdachten Satzes, und plötzlich können da Gräben sein, die zu tief und zu breit sind, um sie noch zu überspringen.
Seit diesem Abend vor sechs Jahren hasse ich das Streiten, weil ich jedes Mal davon überzeugt bin, daß ich anschließend allein bin. Seit diesem Abend entschuldige ich mich lieber zu oft als zu wenig, schlucke manche Sätze herunter und achte mißtrauisch auf jedes noch so kleine Zeichen, das vielleicht ein Vorbote, eine Ankündigung sein könnte. Jede Änderung könnte bedeuten, daß etwas nicht stimmt, ein Tag mit schlechter Laune meinerseits könnte bereits einen Grund liefern. Und so kämpfe ich auch gegen mich selbst, wenn diese Furcht dazu führt, daß ich am liebsten nur und ausschließlich unkompliziert, gut gelaunt und stark sein möchte, um bloß keine Anforderungen zu stellen, nicht zu belasten, denn ich weiß, daß das nicht sinnvoll ist und nichts bringt. Daß ich mich nicht verstellen sollte und es auch gar nicht will.
Und dennoch – ein Teil von mir rechnet immer damit, daß dieses Wunder, dieser Traum abrupt, innerhalb eines Augenblickes, wieder vorbei ist.

Es wird besser, wenn ich wieder bei ihr bin.

01. Dezember 2013

La Mar.

Taren • am 01.12.2013 um 13:23 in Allgemein
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He always thought of the sea as la mar which is what people call her in Spanish when they love her. Sometimes those who love her say bad things of her but they are always said as though she were a woman. Some of the younger fishermen, those who used buoys as floats for their lines and had motor-boats, bought when the shark livers had brought much money, spoke of her as el mar which is masculine. They spoke of her as a contestant or a place or even an enemy. But the old man always thought of her as feminine and as something that gave or withheld great favours, and if she did wild or wicked things it was because she could not help them. The moon affects her as it does a woman, he thought.

Ernest Hemingway, The Old Man and the Sea

11. April 2013

Zurück auf Null.

Taren • am 11.04.2013 um 18:23 in Allgemein
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Okay. Dann sind wir eben zurück am Anfang, da, wo vor einigen Monaten alles gewissermaßen anfing. Ich kann das. Warten, mich darüber freuen, was ich bekomme, alles – solang du nur in meinem Leben bleibst, solang ich mit dir reden kann, lachen, in deiner Nähe sein.
Ja, es ist doof. Aber du bist da.
Und ich freue mich einfach nur auf unser nächstes Wiedersehen.

05. Januar 2013

Taren • am 05.01.2013 um 21:29 in Allgemein
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[…]
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
[…]

Hermann Hesse

Some things are worth the effort. Some people are. And because of that – so much is possible.

11. März 2012

Morgenlicht

Taren • am 11.03.2012 um 07:22 in Allgemein
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Über den Dächern Kiels geht die Sonne auf, ein Flugzeug zieht silbrig weiße Kondensstreifen über den viel zu hellen Himmel. Noch ist der Baum im Hof kahl, und doch singen erste Vögel in seinen Zweigen, und die Luft, die durch offene Fenster in den Raum kommt, ist nicht mehr nur kalt, sondern auch irgendwie frühlingshaft.
Waiting for the sun.

01. September 2011

Simply happy.

Taren • am 01.09.2011 um 19:55 in Allgemein
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Vier Saiten, einen massiven, whiskyfarbenen Korpus, Duft nach Wald und Südsee und unbehandeltem, gutem Holz, eine golden schimmernde Maserung und das alles knapp so groß wie mein Arm – und meine Augen strahlen, als ich meine neuste Erwerbung aus dem Karton hebe. Ein kleines, feines Instrument, wie geschaffen zum Anfassen, Spielen Wollen und Verlieben, passend zu meiner Haarfarbe, wie mir bestätigt wurde, und so leicht und handlich, daß sie überall mit hinkann, wo ich hingehe.
Und so drucke ich verbotenerweise heimlich auf der Arbeit eine Akkordtabelle aus und pfeife zufrieden, als ich wegen nichtiger Gründe aus den Nachmittagsgruppen ausgeschlossen werde, weil ich so früher heim fahren und meine Finger um ihren schlanken Hals legen, ihre Saiten streicheln und ihr Geheimnisse entlocken kann.

So winzig, so lustig, und dafür doch so voll im Klang – hach. Ich hatte mein Herz schon an sie verloren, als sie noch in ihrer Plastikhülle auf meinen Fingern ruhte und bewies, daß sie perfekt ausbalanciert ist, und verfiel endgültig, als ich sie das erste Mal hörte, im Schneidersitz auf dem Teppich im Wohnzimmer meines alten Chefs, der gar nicht mit dem Lachen aufhören konnte, weil ich so strahlte und dieses kleine Spielzeug so witzig und einladend ist. Auch er konnte eigentlich die Hände nicht von ihr lassen, und wir zwei raubten sie uns abwechselnd, kichernd und schmunzelnd und begeistert.

Und morgen, morgen nehme ich sie mit mir mit zur Arbeit, und fahre extra früher hin, um im Morgenkreis mit P. zusammen ein Duo zu bilden, sie ihm zu zeigen und stolz zu sein und mit ihr die Zeiten zu füllen, in denen ich nicht mit hinein in die Therapie darf. Und ich freue, freue, freue mich (und hoffe, daß weder meine Gitarre noch mein Klavier eifersüchtig werden…).

18. August 2011

Sommergewitter.

Taren • am 18.08.2011 um 21:54 in Allgemein
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Abends, als ich den Berg hinauf schlendere, in den Händen Tüten aus der Stadt und ein Lächeln auf den Lippen, als die ersten Tropfen groß und kühl auf meiner überhitzten Haut aufschlagen, als grellgelbe Wolken mit Blitzen die Welt zusammenzucken lassen und als Donner schwer über die Dächer rollt, da fühlt es sich zum ersten Mal wirklich an.
Abende, an denen ich nicht nach der Arbeit noch weitere Stunden vor dem Computer verbringen muß und aus den schon erschöpften Gedanken noch sinnvolle Sätze zu formen versuche, liegen jetzt hinter mir. Plötzlich habe auch ich wirklich Feierabend, wenn der Bus mich von der Klinik wegbringt, und ich kann ohne schlechtes Gewissen lesen, früh zu Bett gehen, mit Freunden den Abend weglachen. Leben.

Es ist ein harter Kontrast, vor dem mich vielleicht das Schreiben abends auch ein wenig beschützte. Keine Zeit, um lange noch nachzudenken, keine Zeit, die Schicksale zu begreifen. Und doch schichtet diese Zeit dort im Krankenhaus meine Ängste um, relativiert eigene Belastungen und läßt einen abends gehen voller Dankbarkeit, daß bislang das eigene Leben so verschont blieb. Zwei gesunde Hände, zwei gesunde Beine, Erinnerungsvermögen und Orientierung – nie sind sie mir kostbarer erschienen als zwischen den schwerkranken Menschen, die so mühsam Schritt für Schritt zurück ins Leben gehen. Es macht bescheiden. Und gleichzeitig macht es auch Mut, weil ich wundervolle intime Momente erlebe mit Menschen, die morgen oder schon in ein paar Minuten nichts mehr davon wissen, daß ich sie, daß sie mich berührt haben. Doch wird dadurch jedes Erkennen, jeder Gruß umso wertvoller, auch wenn sie meine Namen nicht kennen oder mich nach wie vor für einen netten jungen Mann halten – ich habe sie tief in ihrem Inneren erreicht, das nicht vergißt. Und dann strahle ich mit ihnen gemeinsam, wenn sie zu singen beginnen, wenn sie mich sehen, oder wenn die kleine Hand des Kindes nach meiner greift und sie festhält und lacht.

06. Juni 2011

Jack.

Taren • am 06.06.2011 um 23:54 in Allgemein
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Einfach, weil ich eine Pause brauche in der Arbeit, die mich nachts an den Schreibtisch bannt, einfach, weil mein Fahrrad mir seinen Namen nannte, vorgestern, nachts, als wir beide still am Wasser saßen, einfach, weil ich auch ein bisschen stolz auf die Dekoration bin und Lob möchte, zeige ich euch ein Photo von meinem neuen Fahrrad.

Darf ich vorstellen? Jack.

18. Mai 2011

Danke.

Taren • am 18.05.2011 um 20:03 in Allgemein
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Gleichförmig rattern die Räder unter mir auf den Schienen, ein monotoner Gesang von Stahl auf Stahl. Meine Hände ruhen untätig in meinem Schoß, auch das Buch ist beiseite gelegt, und ich blicke blicklos hinaus in diese graue, weite Welt, Musik in meinen Ohren, die mich so sehr an alte Tage erinnert und doch auch an aktuelle, an jede schöne Minute, die ich mit den Menschen verbrachte, die meinem Herzen nahe sind.
Wie immer ist es Traurigkeit, die durch meine Adern rinnt und bleischwer in meinem Magen liegt, Sehnsucht und Verzicht, ein Abschied, ein Wegfahren, obwohl ich viel lieber bleiben würde. Freundschaft besteht aus Liebe, einer Liebe, die nicht fordert, die nichts braucht und die nur von Persönlichkeit der anderen lebt.

In der Heimat ist der Himmel wieder grau, düster und schwermütig, und die Wolken lassen sich nicht vertreiben. Der Alltag stürzt mit erschreckender Gewalt auf mich ein, Termine, Pflichten, Aufgaben stapeln sich vor mir zu unüberwindbaren Türmen, und dazu fehlt ihr. Das Lachen, das Unbeschwerte, aber auch die Momente, in denen ihr mich an eurer Seele teilhaben ließt, an euren Sorgen, Gedanken und Ängsten. Es waren wunderbare Tage, intensiv und überschäumend, und sie lassen mich leer zurück.
Kaum daheim fliehe ich ans Klavier, meine Zuflucht und meine Liebe, und versuche, mich von der Musik trösten zu lassen, die mich mit euch allen verbindet.

Danke – Wilson, Glühwürmchen, dem Cheffe, seiner Liebsten, und dem Breitmaulfrosch. Ich bin so froh, daß es euch gibt.

17. Oktober 2010

Früh.

Taren • am 17.10.2010 um 07:28 in Allgemein
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Und dann geht weit hinten über den Dächern der Stadt die Sonne auf, und uraltkluge rote Wolken segeln auf mich zu.
Sekündlich wechselt das Licht, jeder Wimpernschlag zeigt einen neuen Himmel.
Sonntagmorgen, Nebel, und eine offene Welt.

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