10. Oktober 2012

Herbstlaub.

Sie war's: Taren | am: 10.10.2012 | 19:56 | Stempel: bitterschokolade | Keine Gedanken »

Wie hat es früher funktioniert? Was habe ich getan gegen die frühe Dunkelheit, die Kälte, gegen das Gefühl der Einsamkeit inmitten erleuchteter Fenster? Wie konnte ich den Herbst denn letztes Jahr von mir fernhalten?

Die Luft ist schon schneidend, morgens, wenn ich mit dem Fahrrad über den großen Ring zu meinem Institut fahre, und abends, wenn ich zurück in meine eigenen vier Wände komme. Kalte Hände am Lenker, die Schultern hochgezogen, um möglichst wenig Fahrtwind an Hals und Brust zu lassen, und die Sonnenstrahlen, die ab und zu die Wolken durchbrechen, schmecken nach Birnen und Laub. Ich versuche es, jeden Tag neu, hier anzukommen, mich an diese neue Stadt zu gewöhnen, wirklich – ich bemühe mich, mit meinen Mitstudenten zu sprechen, nett und gesellig zu sein, ich suche mir Sportgruppen und einen neuen Chor.
Aber abends zieht mit den Wolken auch der Optimismus des Tages davon, und was bleibt, ist bittere Sehnsucht nach dem Norden, den Freunden, den wöchentlichen Ritualen, Treffen und Gewohnheiten. Mein altes Leben fehlt mir.

Es darf nicht sein. Lächeln, immer wieder betonen, daß ich hier schon ankommen werde, daß es sicher bald ein Zuhause wird. Reicht ja, wenn die Einsamkeit mich nervt, das muß nicht noch weitergetragen werden – zumal auch niemand helfen kann. Ich darf nur nicht zuhören, was Heimweh und Alleinsein abends flüstern, darf keine Aufmerksamkeit schenken auf das, was war. Es ist mein Traum, den ich hier lebe – und wenn ich mich nur lang genug daran festhalte, wird er schon tragen, auch wenn er sich grade nicht mehr nach Ziel und dem richtigen Weg anfühlt.

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