10. April 2011

Winterarbeit – mehr Lack als Leder.

Sie war's: Taren | am: 10.04.2011 | 23:06 | Stempel: erlebt, maritim | Keine Gedanken »

Meer wie ein stahlblauer Spiegel, strahlend blank geputzter Himmel, im eiskalten Wasser brennende Fußsohlen – Frühlingsbeginn am Meer. Ich liege zurückgelehnt auf dem Steg des Rudervereins an der Förde, neben mir die Herzallerliebste, Sonne auf den geschlossenen Lidern, Muskelkater von der Arbeit an den Schiffen in Beinen, Armen und Händen, und lausche hinein in dieses sprachlose Glück des Moments, diese unfaßbare Stille angesichts der überwältigenden Realität.

Der Geruch von Metall, Öl und Diesel an meinem Arbeitstshirt, der mir entgegen kommt, als ich es aus der Ecke mit den Taschen, Rucksäcken und Segelsachen ziehe, ist so vertraut, daß mein Magen sich in Vorfreude zusammenzieht. Planken unter meinen Füßen, Wellen, die den Arbeitsponton erzittern lassen, Lachen und Albern und Frotzeleien an Deck, Lack, Farbe, Holz, Verdünnung, und kleine Kratzer auf der Haut von der Arbeit, Sonnenbrand auf den Narben meiner Arme, und ich fühle mich wohl, bin eine andere für ein paar Stunden und Tage. Stark, selbständig, mit frechem Mundwerk und zupackenden Händen, ein junges Mädchen, was sich für keine noch so dreckige Arbeit zu schade ist, was sich die Hände schmutzig macht und zupackt. Stolz, mutig, selbstbewußt, Wissenschaft und Schreibtischarbeit liegen weit hinter mir.

Doch auch die Klaviatur begrüßt mich anschließend mit vertrautem Ton, meine Fingerkuppen, noch rauh und spröde, streicheln sanft über die Tasten. Ich habe sie vermißt.

In drei Wochen nur geht es hinaus auf See, endlich das Festland zurücklassend, weit hinaus in den Horizont.

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