03. November 2010

November.

Sie war's: Taren | am: 03.11.2010 | 19:53 | Stempel: beobachtet, denken | Keine Gedanken »

Es gibt kaum eine Jahreszeit, einen Monat, der so voll Extreme und Wankelmut ist wie dieser. Der graue Himmel über der Stadt hängt tiefer als sonst, drückt mit nichtssagender Eintönigkeit jedes Lachen zu Boden, was sich doch einen Weg durch die Melancholie des Herbstes hindurchbahnte. Kaum den Lippen entwichen fällt es kläglich hinab, von Regentropfen und Wind abgerissen und zerstreut. Melancholie hingegen blüht und gedeiht, ein wachsendes Unkraut in den Gesichtern der Menschen, welche, die Hände tief in den Taschen vergraben, blicklos vorbeihasten. Morgens das warme Bett zu verlassen und in das kalte Zwielicht hinein aufzustehen wird immer schwerer, und die Dunkelheit frisst viel zu schnell schon nachmittags Konturen und Licht.
Und doch wird grade im Kontrast zu diesem allumfassenden, scheinbar immerwährenden Grau der Tage jede Freude, all diese kleinen Zauber des Alltags umso strahlender, umso heller. Freunde und Abende voller Gemeinschaft und Wärme sind Leuchttürme in einem stürmischen Meer, ein nettes Wort, ein Lächeln läßt plötzlich den Sommer ins Herz zurückkehren. Es wirkte wie Magie, als auf dem Heimweg plötzlich Glockenspielklang, Trommeln und Kinderlachen mit dem Wind meine Ohren berührten, und schwankende Lichter zogen lindwurmartig durch den Park. Überrascht verharrte ich, dann eilte ich zum nächsten Eingang in den Park und lief hinein. Fackelschein, leuchtende bunte Gesichter, Märchenszenen, Sonnen und Monde wurden da getragen, ein langer Zug, dessen Anfang und Ende nicht absehbar waren. Lieder, die aus Kindertagen noch vertraut sind, begleiteten den Wind, und mit einmal war die Nacht viel heller als zuvor. Staunend beobachtete ich, lächelnd, wie immer mehr und mehr Laternen mit ihren stolzen Besitzern an mir vorbeizogen, und tief in mir drin lachte und jubelte das Kind, was ich einst war, und beneidete die anderen um das Licht in ihren Händen.

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