04. Juni 2018

Früh.

Sie war's: Taren | am: 04.06.2018 | 09:04 | Stempel: erlebt, verzaubert | Comments Closed

Vor dem offenen Fenster ruft, irgendwo unten am Main, ein Kuckuck. Ich liege da mit geschlossenen Augen, gesenkte Lider gegen die Helligkeit, die sich an den Seiten des Rollos vorbei vorwitzig in den Raum zwängt, und lausche in die Welt. Die kleine Terz des Kuckucks, dazwischen das laute Gurren einer Taube, und Hunderte von anderen Vogelstimmen mischen sich mit den leisen Atemzügen der Liebsten neben mir. In dieser Nacht blieb mir der Schlaf größtenteils verwehrt, warum auch immer, und nun, morgens um kurz nach fünf, bin ich hin- und hergerissen zwischen Wachheit im Angesicht der hellen Sonnenstrahlen und der bleiernen Müdigkeit von ausgebliebenem Nachtschlaf. Schon ergebe ich mich dem Tag, schon greife ich nach dem Handy, um die Zeit bis zum Weckerklingeln mit Lesen und Facebook zu vertreiben, da dreht sich meine Bettgefährtin mit einem leisen Seufzen herum und schmiegt sich an mich, ohne dabei zu erwachen. Ihr Arm fällt sanft um meine Taille, und sie kuschelt ihr Gesicht ganz eng an meinen Hals, so daß jedes Einatmen einen kurzen kühlen Luftstrom und jedes Ausatmen Wärme über meine Wangen legt. Ich spüre ihren Brustkorb, wie er sich Haut an Haut mit meinem ausdehnt und zusammenzieht, und ihre Schläfrigkeit und Entspannung sind so beruhigend, daß ich das Handy wieder beiseite lege und mit erneut geschlossenen Augen ihre Nähe genieße, jeder Atemzug ein heller, strahlender Glücksmoment. Und so bleiben wir liegen, sie schlafend, ich im Dämmerzustand zwischen Nacht und Morgen, während draußen die Vögel langsam im aufkommenden Verkehrslärm verstummen, die kühle Luft sich erwärmt und ein neuer Tag über der Großstadt sein Lied anstimmt.

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