22. Januar 2015

Drum, Brüder, eine gute Nacht

Sie war's: Taren | am: 22.01.2015 | 22:10 | Stempel: bitterschokolade, fühlen | Keine Gedanken »

Vielleicht, vielleicht ist es nicht leicht,
das alles zu ertragen.
Die Hoffnung ist schon vorgerannt,
um das Grab schon mal zu graben.

Kettcar

Die Nachricht am Samstag, daß es vorbei ist, kam nicht überraschend. Wir hatten schließlich alle nun bereits vier Tage darauf gewartet, vier Tage, in denen sich Blut in einem Kopf ausbreitete, vier Tage, in denen morgens und abends Anrufe getätigt wurden, um Werte und Status abzufragen, vier Tage, in denen jedes Vibrieren des Mobiltelefons mein Herz schneller schlagen ließen, eine Mischung aus Angst und verzweifelter Hoffnung. Es ist gut für sie, daß sie gehen konnte. Es ist okay. Daß sie so gehen konnte – ruhig, mit zwei ihrer Kindern bei ihr, einfach langsam mit dem Atmen aufhören.

Aber heute, als die Musik spielte und sie ihren Sarg aus der Kapelle so voller Blumen und Menschen hinaustrugen, heute, als sich der Strauß ihres Mannes aus Rosen und Orchideen, die sie so liebte, mit ihr hinab in die Erde senkte, heute, als wir später noch nur im engsten Familienkreis am frisch geschlossenen Grab standen – da war es nicht okay, da war es einfach nur furchtbar. Sie, der ich vor zwei Jahren noch ewiges Leben zugetraut hätte, deren Geburtstag wir da noch voller Freude und Lachen und Munterkeit feierten, ist nicht mehr. Und ich vermisse sie. Sie war mein ganzes Leben lang schon da.

Jetzt wird sie mich nicht mehr an meinem Geburtstag anrufen (und mich dreimal verpassen). Das hat sie zwar auch die letzten zwei Jahre nicht mehr getan, weil sie nicht mehr wusste, welches Datum war und daß ich da geboren worden war, aber sie war da. Jetzt ist sie es nicht mehr.

Lebe wohl.

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