30. April 2018

Du, Du, Du.

Sie war's: Taren | am: 30.04.2018 | 14:50 | Stempel: erlebt, verzaubert | Comments Closed

Küsse am Morgen, meine Lider noch schwer vom Schlaf und vom Traum, in dessen Armen ich noch Sekunden zuvor steckte. Das Licht aus dem Dachfenster seitlich fällt auf dieses unvertraute, vertraute Gesicht, diese Linien, die ich noch so wenig und doch schon so gut kenne, und wieder, immer wieder, ist da das Bedürfnis, die Hand zu heben und dieses Gesicht nachzuzeichnen, diesen Körper zu berühren. Mit dem ersten Kuß erwacht auch das Glücksgefühl in meinem Magen, dieses überbordende, unendliche, so völlig unfaßbare Glück der letzten Wochen.
Stundenlang Lieder in Dauerschleife hören, in den Gedanken immer woanders. Mein Strahlen ist festgewachsen, mein Herz schlägt Purzelbäume in meiner Brust, und ich kann nicht sagen, wann ich zuletzt so verliebt war. In den gestohlenen Momenten zusammen vergesse ich Zeit und Raum, an den Abenden jedes Gefühl für Stunden und Minuten, und in den Nächten – oh… Ich habe keinen Hunger, brauche kaum Schlaf, und eine Nacht ist erholsam, wenn ich nur den Atemzügen neben mir lauschen kann, diesen fremden, anderen Menschen an mir spüre und mir die Dunkelheit Liebesworte in den Mund legen will, die mir auf der Zunge kleben bleiben und mich dennoch, auch ungesagt, mit tiefer Wärme, Zufriedenheit und Dankbarkeit erfüllen.

und ich vermiss dich, weil
du Heimat und Zuhause bist
weil bei dir mein Bauchweh aufhört

halt mich, halt mich fest

Philipp Poisel – Halt mich

Und auch, wenn niemand die Zukunft kennt, auch, wenn wir beide von gestohlener Zeit und mit sehr ungewissen Perspektiven leben, ist jeder Moment so wundervoll. Auch wenn diese Nähe, dieses Vertrauen in sich schon das Versprechen von Vermissen, Leiden und Liebeskummer trägt, ist es das wert, egal, was kommen mag.

15. Februar 2018

Wege.

Sie war's: Taren | am: 15.02.2018 | 11:38 | Stempel: außen, erlebt | Keine Gedanken »

Der frische Schnee knirrscht unter meinem Vorderrad, mit dem ich eine neue, dunkle Spur in die weiße Decke schneide, die den Weg bedeckt. Schneeflocken wehen mir ins Gesicht, vom Fahrtwind und von ihrem eigenen Trudeln getrieben, und immer wieder muß ich mir mit den Handschuhen die Brille freiwischen, um sehen zu können. Neben mir, auf dem Main, arbeitet sich ein großes Binnenfrachtschiff in Richtung der Offenbacher Schleuse, und seine Ladung ist so komplett weiß überzuckert, daß es aussieht, als hätte es Schnee geladen.
Die Stille ist groß und ausladend, obwohl ich mich immer weiter der hektischen Innenstadt dieser Großstadt nähere, und ich lächle in das Schneetreiben, auch wenn jede Flocke mir kalt beißend auf der empfindlichen Haut meiner Wangen und Nase schmilzt. Manchmal schafft es ein vorwitziges Wattewölkchen, sich den Weg in meine Kapuze zu bahnen, und ich erschaudere, wenn sie meinen Hals erreicht. Auf meinen Jackenärmeln bleibt der Schnee liegen und malt weiße Streifen auf das leuchtende Gelb. Vor jeder Richtungsänderung, jeder Kurve muß ich abbremsen, und doch bricht mehr als einmal mein Hinterrad kurz aus, aber ich kann mein Fahrrad jedes Mal wieder unter meine Kontrolle bringen.
In der Innenstadt werden die Flocken kleiner und feuchter, nun rinnt mir das Schmelzwasser aus dem Gesicht in meinen Kragen, und dennoch – mit einem Strahlen im Gesicht komme ich auf der Arbeit an.

20. April 2017

Archiv

Sie war's: Taren | am: 20.04.2017 | 17:13 | Stempel: denken, fühlen | Keine Gedanken »

Ich war mir inzwischen so sicher. Die Sache war abgeschlossen, die Hoffnung seit Jahren begraben und besiegt. Ich hatte abgeschlossen, hatte Gefühle, Gedanken und Träume schön säuberlich beschriftet weggelegt und archiviert, Wunden genäht und verheilen lassen. Ein altes Regalbrett mit den Relikten zwischen anderen alten Kisten, säuberlich abgeheftet und verschlossen. Früher, ja, da habe ich vielleicht noch manchmal zu den Ordnerrücken hinüber geblickt, ein kurzes „was wäre, wenn..?“ voller Wehmut und Sehnsucht gedacht, doch auch diese Blicke wurden weniger. Der Alltag wehte Staub und Sand über die Deckel, und auch das Leiden hörte mit der Zeit auf. Wenn man mich fragte, was ab und zu vorkam, habe ich gelacht und gesagt, nein, ein Wiedereröffnen des Prozesses ist völlig ausgeschlossen. Alle Beteiligten sind sich da einig. Andere Ordner und Kisten wurden eröffnet und wieder verschlossen, und alles wurde Vergangenheit, Teil der Geschichte. Eine schöne Geschichte, keine Frage, aber eben nur das – Erinnerungen, Erzählungen, ein damals.

Doch dann kam Wind, wehte den Staub davon, blies den Sand aus den Ritzen und zerrte an den Verschlüssen. Und ich stehe vor der Entscheidung, ob ich wieder in die Hand nehme, was erledigt schien, ob ich öffne, was für Jahre verschlossen war. Was mich Monate, nein, ehrlich gesagt Jahre gekostet hat, es wegzupacken.

Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich den Schlüssel dazu noch finde.

bist du mein norden?

04. April 2017

Norden – oder wo auch immer.

Sie war's: Taren | am: 04.04.2017 | 15:55 | Stempel: hören | Keine Gedanken »

„die welt ist aus glas und ich,
ich bin ein magnet
ein gebogener körper auf der suche nach halt
ich bin eine kompassnadel,
die sich pausenlos dreht
bist du mein norden, bist du wiesen und wald?

meine elende freiheit ist zu groß für uns beide
komm, wir binden sie fest, auf daß ich noch bleibe.“

Spaceman Spiff – Norden

Und wieder einmal hat das Anbinden nicht funktioniert.

30. Januar 2017

Winterabende.

Sie war's: Taren | am: 30.01.2017 | 22:00 | Stempel: denken | Keine Gedanken »

Dunkelheit sickert durch die Fenster in meine Wohnung, in mein Zimmer hier über den Dächern. Regentropfen klopfen ihr Lied dazu auf das Dachfenster, verwischen die Lichter der Hochhäuser. Winter in der Stadt – nicht warm, nicht kalt, graues Schmuddelwetter, den ganzen Tag brennt Licht.
Ich sitze vor der Tastatur, suche nach Worten, nach Geschichten. Was mir jedoch einfällt, sind eher Erinnerungen – an Tage unten auf dem Steg am Meer, mit Büchern, Gitarre und Lachen. An den Wind, der immer durch die Straßen strich. An die Möwen, die auf den Dächern brüteten. An flatternde Fahnen, an Fähren und an die Typhone der ein- und auslaufenden Schiffe. An Nächte vor und hinter dem Tresen, für die man sich nicht einmal verabreden mußte. Mir fehlen die Menschen, die in den anderen Städten nie weit entfernt waren, die ich so voll Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit treffen konnte, wenn die Nacht zu dunkel oder der Tag zu lang war. Mir fehlt die Leichtigkeit in den Treffen, sich einfach mal nur für einen Kinofilm sehen, Stunden auf Spielplätzen Schaukeln besetzten und in den Himmel fliegen. Mir fehlt es, jemanden in der Stadt zu wissen, den ich jederzeit in meine Wohnung lassen würde, für den ich nicht aufräume oder putze, weil er mich so gut kennt, daß so etwas nebensächlich ist. Mir fehlt die Leichtigkeit, die ich mal hatte.
Aber die Menschen, die mir einmal so vertraut waren, sind inzwischen in anderen Städten, leben andere Leben. Partnerschaften, Hochzeiten, Kinder – und wenn wir uns sehen, räume ich vorher auf und putze die Wohnung. Die Gedanken, die ich früher am Meer oder auf einer Schaukel oder am Tresen so selbstverständlich mit ihnen geteilt hätte, bleiben nun auf meiner Zunge kleben und verstummen, bevor ich sie ausspreche. Da ist Fremdheit zwischen uns.

Vielleicht ist das der wirkliche Kern des Erwachsenwerdens.

22. November 2016

Takelsack

Sie war's: Taren | am: 22.11.2016 | 11:30 | Stempel: maritim | Keine Gedanken »

Wenn die Sehnsucht nach dem Meer und dem Schiff so mächtig im Inneren ist, daß alle Träume noch immer von Wellen und Wind und weißem Segeltuch handeln, füllen sich die Tage beinahe automatisch mit Seemannshandwerk. Seit Jahren (wirklich Jahren, so etwa 6…) liegt oben auf meinem Regal eine Tüte voll mit altem Segeltuch von der Seute Deern, und an diesem Wochenende wurde es final Zeit, damit endlich etwas anzustellen. Und was liegt näher für altes, viel gefahrenes und weit gereistes Tuch als ein Seesack?

Also nähte ich mir einen Takelsack, also einen Beutel, der mein Takelmesser, die Aalen und das gewachste Garn, den Bootsmannshandschuh, die Zangen und den Schnüffelhüsing und all dieses Zeugs beinhalten soll, was der wahre Matrose so braucht. Dabei gab ich mir Mühe, all das zu benutzen, was ich im Laufe der Jahre an Bord so gelernt habe: Segelnähte, Marlschläge, gespleißte Grummets und Taklinge, Zierknoten und weiteres. Heraus kam dieser Seesack, mit dem ich angemessen zufrieden bin:

Der Sack als Ganzes:
takelsack

Der „Verschluß“:
verschluss

Eingenähte Grummets als Ösen – und man sieht die Segelnaht, die ich oben für den Rand verwendet habe:
grummets

Das Innere mit dem Boden:
innen

Und die kleinsten genähten Taklinge, die ich je auf Tauwerk gesetzt habe:
taklinge

Yay! Jetzt fehlen mir nur noch ein paar Werkzeuge, um ihn angemessen zu füllen. (=

20. November 2016

To the wind that blows, the ship that goes and the lass that loves a sailor.

Sie war's: Taren | am: 20.11.2016 | 19:46 | Stempel: erlebt, maritim | Keine Gedanken »

Der Wind, der mir scharf ins Gesicht weht, schmeckt nach Regen, Meer und Kälte. Unter meinen Füßen ist nur das etwa fingerdicke Fußpferd der Vorroyalrah, und in der kühlen Luft sind meine Finger, die mit den fest gebundenen Zeisern kämpfen, steif und grobmotorisch. Als ich nach diesem ersten Aufentern ins Rigg wieder an Deck steige, entdecke ich mehrere blutende Wunden auf meinen Handrücken – das Rigg, welches ich drei Jahre lang nicht betreten habe, rächt sich für die Missachtung. Und ich? Ich fühle mich, als würde ich zum ersten Mal seit Jahren wieder Luft bekommen, als wäre ich endlich, endlich wieder ganz erwacht.
Ich weiß nicht, wie genau ich eigentlich die letzten Jahre gelebt habe, wie ich es geschafft habe, auszuhalten, daß ich nicht an Bord eines Schiffes war. Der Alltag, die Arbeit – ja, natürlich. Viele kleine Ersatzhandlungen: die Modellschiffe, der SpoBo, andere Freizeitaktivitäten. Erst jetzt, nach vierzehn Tagen mit Planken unter meinen Füßen, Tampen in den Händen, die meine weiche Doktorandenhaut in Leder und Schrunden verwandeln und mit dem weiten, unendlichen Atlantik um uns herum spüre ich, wie sehr mir das Segeln, das Schiff gefehlt hat. Wie sehr ich selbst mir gefehlt habe, dieses Ich, das nur an Bord eines Schiffes so lang und klar und einfach ist.
Alles, was in diesen Tagen zählte, waren sehr klare und einfache Dinge: wann habe ich das nächste Mal Wache? Wie ist das Wetter, wie ist der Wind? Welche Segel haben wir gesetzt? Wann gibt es das nächste Mal Essen? Wo genau sind wir? Sind Delphine zu sehen? Sterne? Meeresleuchten? Wo ist dieser riesige orangerote Mond von der letzten Nacht?
Ich habe nächtelang in Hängematten gelegen und mich vom sanften Schaukeln des Schiffs in den Schlaf wiegen lassen. Ich war beinah jede Nacht zwischen 0 Uhr und 4 Uhr an Deck, Ruder gehend, Ausguck gehend, mit meiner Wache lachend und scherzend und lernend und Geschichten erzählend und gemeinsam wach. Ich habe Sternschnuppen gezählt und unzählige Wünsche in die Nacht geflüstert. Ich war nachts bei Wind, der in Böen Windstärke 8 hatte, hoch oben auf der Bram und habe Segel beigefangen. Ich habe im Rigg gearbeitet, stundenlang in meinem Klettergurt gehangen und mit Hüsing und Draht hantiert, ich habe mich vom Seegang bei meterhohen Wellen durch die Kombüse schleudern lassen, habe Plätzchen gebacken, bin früh morgens aufgestanden, vor dem Wecken, nach nur zwei Stunden Schlaf, um für die Crew und einen besonderen Matrosen heiße Schokolade zu kochen. Ich wurde im Klüvernetz von Wellen überspült und von Rasmus mehr als einmal gebadet, ich war bei Kap Finisterre im Meer schwimmen und habe in La Coruna in einer Hafenkneipe eine Runde geschmissen. Als hätte ich in diesen zwei Wochen für Monate gelebt.

Jetzt spüre ich die Sehnsucht nach dem Schiff, nach der See und nach den Menschen beinah körperlich auf der Haut. Und doch, trotz dieses Fehlens, ist das Glück dieser zwei Wochen eingraviert in mein Lachen, steckt tief in meinem Bauch und lässt mich strahlen, wenn ich nur daran denke. Und es gibt Pläne, wundervolle Pläne, bald wieder an Bord zu gehen.

„Wir verstecken uns dort, wo die Zukunft uns nicht findet.
Überall, nur nicht daheim.“
Spaceman Spiff – Egal

07. März 2016

Seifensucht, die dritte

Sie war's: Taren | am: 07.03.2016 | 19:29 | Stempel: Schaumspiele | 2 Gedanken »

Und dann hatte mich die Seifensiedesucht final in ihren Klauen. Weiter ging es, Farben und Formen und Möglichkeiten sind ja so verlockend!

#11: Zickige Ziege, die zweite
Nachdem mich das Rezept beim ersten Versuch ja geärgert hat und ich, zwangsläufig, meine erste Heißverseifung ausprobieren musste, wollte ich dann doch noch einmal testen, ob ich das nicht doch auch als Cold Process-Seife hinbekomme. Diesmal klappte es wunderbar, ich habe den Seifenleim geteilt und die eine Hälfte mit zerhäckselten, in Öl eingelegten Ringelblüten gefärbt:
Ziege2

#12: Oink Oink!
Diese Seife bekam ihren Namen von einem neuen Inhaltsstoff, für den ich in Frankfurt so gefühlt jeden Bioschlachter aufgesucht habe – Schweineschmalz. Es riecht in der Seife wirklich nach gar nichts mehr, auf das Waschgefühl muß ich leider noch warten… Sie bestehen aus Schmalz, Babassu, Sesamöl, Sonnenblumenöl, Kamillenöl und Rizinusöl, die Lauge ist mit Ziegenmilch angerührt, gefärbt mit Tonerde, 8% überfettet: oink

#13: Geschenkpirat
Ein weiterer Pirat, schnell angerührt, um ein Mitbringsel für eine meiner Tanten zu haben, die Seifen als hübsche Deko und für die Hände sehr schätzt. Ich habe bewußt etwas weniger kostbare Öle verwendet, da sie ja vor allem für die Hände gedacht ist – also auch wieder Schweineschmalz, Kokosöl, Olivenöl, Rapsöl und Rizinusöl, ÜF 10%, Salz und Zucker in die Lauge und als Duft das Parfümöl Fresh Linen: gaestepirat

#14: Natur pur
Spielen mit Farben war nun der neueste Plan. Also habe ich vor allem Forumsrezepte genommen, die ausgetestet sind, um ein wenig mit Farben und Swirldingen zu experimentieren. Das hier ging leider eher schief: Olivenöl, Kokosöl, Rizinusöl, Zucker, Salz und erstmalig Seide, ÜF 9%, beduftet mit Citrus (PÖ):
olive

#15: Traumschaum
Ein weiteres Forumrezept, Olivenöl, Kokosöl, Reiskeimöl, Kakaobutter und Rizinusöl, 10% ÜF, Zucker, Salz und Seide in die Lauge. Der Duft ist das PÖ Bay Rum (ARRR!), und ich habe ein bisschen rumgespielt:
sturmschiffe

#16: Babassu für Arme
Das Rezept ist wieder nicht von mir. Schmalz, Kokosöl, Rizinusöl, Zucker, Salz, Seide, 8% überfettet, als Duft Androgyni (PÖ) und Faaaarben mit Swirlversuch:
gruenblau

Hat Spaß gemacht!

Bubbelwahn

Sie war's: Taren | am: 07.03.2016 | 19:15 | Stempel: Schaumspiele | 1 Gedanke »

Passend zum Wochenende, an dem die erste Seife (Kamillentee) angewaschen wurde, zeige ich direkt mal meine weiteren Seifenbastelversuche. Ich habe mich neu und weiter an Farbe und Duft und verschiedenen Rezepten versucht und ein paar ansehliche Seifchen produziert, wie ich finde.

#7, #8 und #9: Überfettungstestseifen
Um das Ganze mal ein bisschen wissenschaftlicher anzugehen, habe ich mich entschieden, ein Grundrezept der Seifensiederkunst in unterschiedlichen Überfettungsstufen zu sieden, damit meine Testerinnen und ich ausprobieren können, welche Überfettung unserer Haut jeweils am Besten gefällt. Jede Seife besteht zu jeweils gleichen Teilen aus Kokosöl, Olivenöl und Rapsöl, dazu Kakaobutter für die Pflege und Rizinusöl für den Schaum. Hinzu kamen ein bisschen Salz als Sole in die Lauge. Und dann habe ich mich zum ersten Mal an Parfümölen versucht und verschiedene Farb-Experimente gestartet. Die mit 7% überfettete war ein erster (eher misslungener) Swirlversuch, beduftet mit dem Parfümöl (PÖ) Kräuterwiese:
Testseife_7_UeF

Die 10%ige versuchte sich zu trennen, als sie in der Form war, also mußte ich sie noch einmal zusammenrühren, was alle Farbexperimente in Einheitsrot verwandelte:
Testseife_10_UeF
Außerdem habe ich vergessen, daß das Wärmekissen die Silikonformen natürlich deformieren kann, daher die lustige Form. Jaja. Man lernt durch Fehler und Erfahrung.

Die 13%ige wurde hingegen endlich mal so, wie ich sie mir vorstellte, und duftet herrlich nach PÖ Meeresbrise:
Testseife_13_UeF
Leider war ich mit dem Ausformen und Schneiden etwas ungeduldig, daher gab es die unschönen Risse und die nicht perfekten Formen.

#10: JLJL
Ermutigt von diesem Erfolg (also, prinzipiell, wenn ich geduldiger gewesen wäre) habe ich direkt ein weiteres Rezept aus dem Forum nachgesiedet. Olivenöl, Kokosöl, Distelöl, Bienenwachs, 9% ÜF, Zucker und Salz in die Lauge, gefärbt zum Teil mit in Öl gelöstem Brennesselpulver und beduftet mit den ätherischen Ölen Zitronengras und Grapefruit:
jljl

Wird doch!

12. Februar 2016

Kokos deluxe, brennende Nesseln und versoffene Gauner

Sie war's: Taren | am: 12.02.2016 | 13:35 | Stempel: Schaumspiele | 1 Gedanke »

Schaumspiele, die zweite:
Natürlich konnte ich das Experimentieren nicht lassen. Im zweiten Seifendurchgang habe ich mich an ein paar Verrücktheiten gewagt:

#4: Kokos, die volle Dröhnung!
Mit einer milden ÜF von 8 % bestehen diese beinah weißen Schätzchen aus Kokosöl, Sheabutter, Sesam, Reiskeim und Rizinus. Die Lauge ist mit einer milden Sole angerührt, und anschließend gab es noch einen ordentlichen Schluck Kokosmilch in den Seifenleim – also ganz viel leckeres Kokos, was durch die hellen Fette dann auch in Kombination mit der Sole zu dieser wirklich schönen Farbe geführt hat:
kokostotal
Ich gebe zu, auf diese Seifen bin ich ein bisschen stolz – sie fühlen sich jetzt schon total schön in der Hand an, irgendwie cremig und weich, obwohl sie nicht weich sind. (=

#5: Versoffene Piraten
Diese Seife beinhaltet Bier. Ja, Bier – ausgekocht, um den Alkohol zu reduzieren, natürlich, aber dennoch stecken hier drin 40 g reines braunschweiger Bier. Hehe. Auch mit 8 % überfettet sind diese Ganoven aus Kokosöl, Babassu, Shea, Olive, Rizinus und Raps, also müßten sie eigentlich auch recht fleißig schäumen. Auch hier stand die Kokosmilch angebrochen so schön in der Nähe, also kam auch davon noch ein Schüsschen in den Leim. Dann habe ich mich nochmal am Färben versucht, aber irgendwie bei der roten Erde nicht genug gerührt, zumindest ist die Farbe nicht so doll und ich fürchte, es sind auch noch kleine Klümpchen drin. Mist. Mal sehen, ob sie sich trotzdem einigermaßen angenehm wäscht…
bierpirat

#6: Brenn, du Nessel, brenn!
Ein weiteres Experiment. Wieder einmal mit Sole (das soll dazu führen, daß die Seifen leichter aus den Formen gehen, und außerdem mit Salz pflegen, ohne den Schaum zu beeinträchtigen, deswegen finde ich das so toll) und Kamillentee angerührt, dann kamen Kakaobutter, Kokosöl, Olive, Reiskeim und Rizinus dazu. In’s Reiskeimöl habe ich im Vorhinein Brennnesselpulver (also schlicht getrockneteemahlene Brennnesselblätter) gematscht, daher die tolle tiefgrüne Farbe (die in Wirklichkeit grüner und schöner ist als auf den Fotos). Dann gab es noch einen Esslöffel Joghurt, weil der eh weg mußte, und fertig war die Brennnesselseife. Bei dieser sieht man auch endlich mal, daß sie gegelt hat – yay! Diese ist jetzt auch die erste Seife, die ich mal gar nicht beduftet habe, aber ich mag ihren herben kräuterigen Geruch.
brennnessel

Als nächstes geht dann mal die systematische Erforschung der Seiferei los – drei verschiedene Überfettungsgrade, und dann auch mal ein Direktvergleich von Milchseife, Soleseife und Salzseife sowie einigen Zusatzstoffen. Ik freu mir schon!

08. Februar 2016

Kamillentee, zickige Ziegen und Schmuddelpiraten

Sie war's: Taren | am: 08.02.2016 | 16:26 | Stempel: Schaumspiele | Keine Gedanken »

Das erste Wochenende mit dem neuen Hobby ist um, die ersten Seifen reifen. Zeit, doch direkt mit den immerhin zum Teil doch gar nicht ganz missratenen Ergebnissen zu prahlen (und die Seifentester schonmal emotional darauf vorzubereiten, was sie bald an ihre Haut lassen sollen – aharharhar!):

#1: Kamillentee
Als Fette verstecken sich in diesen kleinen Knubbeln Kokos, Shea, Olive, Sonnenblume, Rizinus und ein bisschen Argan (9% Überfettung). Die Lauge habe ich mit sehr starkem Kamillentee angerührt, dann kam später in den Seifenleim (SL) noch Kaolin, Stärke und Ringelblüten (jaa, wirklich! Ringelblumenblüten! Cool, nicht?!), so für den Spaß. Gefärbt ist sie mit ein bisschen roter Erde. Ich dachte, ich fange mal „einfach“ an und arbeite mich dann weiter in die Tiefen der Seifensiederei vor.
kamille

#2: Zickige Honigziege
Mein zweites Experiment hat mir dann direkt auch Schwierigkeiten bereitet. Ich habe die Lauge mit Ziegenmilcheiswürfeln angerührt und als Fette Kokos, Kakao, Babassu, Raps, Rizinus und Olive verwendet (10% ÜF), später kam dann noch ein bisschen Honig und Stärke in den SL. Am nächsten Morgen hatte sich dann jedoch Öl auf den Seifchen abgesetzt, also nicht total viel, aber genug, um mich nervös zu machen. Also habe ich sie dann gestern eingeschmolzen und im Ofen verseift (dabei kam dann noch etwas mehr Ziegenmilch und Honig in den SL). Leider war ich dann anschließend mit dem Ausformen etwas ungeduldig und habe sie rausgeholt, obwohl sie noch nicht wirklich fest waren, daher sehen sie jetzt nicht so doll aus. Hrmpf. Aber immerhin haben die Reste im Topf schon wundervoll geschäumt, als ich ihn nach dem Einformen des SLs ausgewaschen habe. Durch die Heißverseifung müßte ich diese immerhin so in einer Woche anwaschen können, juhu!
zickigeziege

#3: Schmuddelpirat
Meine erste Soleseife, ein Pirat braucht schließlich Salz. ÜF 9%, Kokos, Kakao, Shea, Rizinus, Reiskeim, Sesam und Olive und in den Seifenleim noch ein Schuß Milch für die zarte Piratenhaut. Dann habe ich auch gleich mein erstes Farbexperiment gewagt: die erste Hälfte des SLs kam so in die Form (gelblich), dann habe ich die zweite Hälfte mit Erde schwarz gefärbt und dazu gegeben. Noch ein bisschen planlos drin rum gerührt, fertig war der schmutzige Pirat. Arrrr!
piratenseife

Ich plane übrigens, nach dem Anwaschtest und dann nochmal nach Rückmeldung meiner Seifentesterinnen noch jeweils dazu zu schreiben, wie sich die Seifen so waschen – als Gedächtnisstütze für mich, und falls irgendjemand mal durch Zufall hier landet und irgendwas nachmachen will. Rezepte mit Prozentangaben können jederzeit erfragt werden.
Oh, und ich will natürlich Lob und Bewunderung! ;-)

02. Februar 2016

Seifiges – eine Ankündigung

Sie war's: Taren | am: 02.02.2016 | 12:59 | Stempel: außen, erlebt, verzaubert | Keine Gedanken »

Manchmal kommt man ja zu einem neuen Hobby wie die Jungfrau zum Kinde – obwohl in diesem Falle meine Unschuld im Vorhinein sicherlich schon gewaltig angegriffen war. Alles begann vor inzwischen etwa vier Jahren, als ich, der bösen chemischen Haarfarbe entfliehend, von normalem Shampoo auf Naturshampoo ohne Silikone umstieg. Zusammen mit einem immerhin einjährigen Ausflug in die Welt von Hennafärben, dem Gefühl und Geruch von Kuhfladen auf dem Kopf und dem ewigen Leid nicht so schön bunt leuchtender Haare wuchs mein Interesse an Kosmetikprodukten, deren Inhaltstoffe überschaubar, ökologisch und frei von schädlichen Kunstprodukten waren. Und auch, als ich der Verlockung herrlich quietschorange leuchtender Haare dann doch wieder erlag, blieben die Silikone aus meinem Shampoo verbannt.
Zwei Jahre später infizierte mich, wieder einmal, die liebste Kreativfreundin mit einem weiteren Schritt in Richtung Ökonazitum. Seifen und Haarseifen (mit letzteren wurden meine Wasserstoffperoxid-erfahrenen Haare jedoch nicht so richtig glücklich), Lush als Übergangsstation mit festem Shampoo und Spülungen – die Dinge, die in meiner Dusche lagen, wandelten sich rapide. Zunächst erschienen die festen Haarprodukte, dann, für den Alltag zunächst nur, auch Körperseifen (und Bionaturduschgel nach dem Sport) und alternative, zum Teil von der Freundin sogar selbst angerührte Deos. Das Gefühl, nur nach Duschgelbenutzung richtig sauber zu sein, schwand ebenso schnell wie das Bedürfnis nach Sprühdeos und Vereisungen unter den Achseln.
Mit diesen Veränderungen kam ein sanftes Missionierungsbedürfnis bei sowieso für solche Dinge interessierten Menschen des Umfelds. Meine Mutter ließ sich schnell mit in das frisch in See gestochene Boot holen, und sie brachte dann sogar eine Freundin ein, die seit Jahren selbst Seifen herstellte – perfekt! Mit ihr verlor sich dann auch das Lush-Shampoo, da sie, angefixt durch die Idee eines festen Shampoos, rasch selbst welches herstellte, das meinen hohen Anforderungen entsprach. Perfekt!
Pakete voll bunter, herrlich riechender handgesiedeter Seifen, bestellt bei Seifenhexen im Internet, trafen bei mir und den anderen ein, Seifen und Erfahrungen wurden zum beliebten Gesprächsthema. Und dann, vor anderthalb Wochen, folgte der nächste Schritt: der private Seifensiedeworkshop bei Muddis Freundin. Einen Tag lang mit Fetten, Ölen und Düften spielen, Gurke pürieren und Milchpulver abwiegen, und am Ende des Tages glücklich vor zwei unterschiedlichen Seifen stehen, die ganz nach unseren Vorstellungen entstanden waren.

Und damit hatte es mich erwischt. Wieder daheim in meiner Dachstube am Rande der Felder folgte der Großeinkauf bei unterschiedlichsten Händlern vor Ort wie virtuell – Öle, Düfte, Fette, lustige verrückte Zusatzstoffe, Seifenformen und Gerätschaften, Thermometer und Eiswürfelförmchen. In den nächsten Tagen müßten die noch fehlenden Pakete eintreffen, und dann geht es los! Vermutlich schließe ich mich die nächsten Wochenenden daheim ein und probiere eine verrückte Mischung nach der nächsten aus. Hihi.

Langer Rede kurzer Sinn: wundert euch nicht, wenn hier in Bälde Fotos von Seifen und Rezepten auftauchen.

(Ich habe einen Piratenseifenform! Arrrrr!)

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