16. Dezember 2012

Grau, grau, grau.

Sie war's: Taren | am: 16.12.2012 | 14:37 | Stempel: erlebt, fühlen | Keine Gedanken »

Der Regen fällt. Viele, ganz feine Tropfen, ein dicht gewebter Teppich aus dunstigen Schleiern. Die andere Seite des Sees ist verschwommen und undeutlich, und der Himmel ein endloses Meer von schmutzigweißem Grau. „Echtes Schietwetter!“, brummle ich in die Weiche meines Schals, der schützend und klamm die Kälte von meinem Hals fernhält, und ziehe den Kopf tiefer. Weitergehen.
Endlich einmal ein Wochenende zuhause, für mich. Ruhe und Stille, ganz viel davon, Zeit in meinen vier Wänden, die sich weit erstreckt und Raum gibt, bei mir zu sein. Kleine Termine, für das leise Glück, Kino, Kaffeetrinken, einen Nachmittag lang mit einer der liebsten Freundinnen über den Weihnachtsmarkt schlendern und seltsame Schokoküsse essen und Kaffee im Bäckercafé zwischen ganz alten Menschen trinken. Lachen, ernste Gespräche, und heute freiwillige Selbstoffenbarung über einer Tasse Chilischokoespresso in einem Königinnensessel zwischen rosa Prinzessinnenwänden.

Und dann, auf dem Heimweg, einmal die andere Seeseite nach Hause laufen, mit einem Lächeln auf dem Lippen. Im Regen sind nur nach einsame Jogger und ich unterwegs, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, und manchmal begegnen sich unsere Blicke und wir lächeln uns an, zwei nasse Hunde streunend im Park. An der Brücke verharre ich kurz, und, obwohl die ersten Tropfen durch meine Wollmütze auf meine Kopfhaut durchrinnen und die Feuchtigkeit meine Hosenbeine emporkriecht, gehe ich weiter, über die magische Grenze des Bekannten hinaus. Diesen Teil des Sees kenne ich nur vom Fenster aus, hier war ich noch nie – und so laufe ich weiter, durch Pfützen und aufgeweichte Erde immer am Wasser entlang. Zwei Brücken, viele, viele dem Boden zugeneigte Bäume, ein kleiner Yachthafen und noch mehr Nässe erwarten mich, doch ich bin glücklich. Zeitlos, nur ich und der Himmel, das Wasser, der Regen. Auch dieser Fluß fließt irgendwann, irgendwo ins Meer.

Völlig durchnässt, der Mantel regenschwer, erreiche ich zuhause viel später als ursprünglich gedacht, und es fühlt sich nach heimkommen und Glück an. Und jetzt? Tee kochen, eine heiße Dusche, dann Kochen und Kekse und zufriedener Sonntag Nachmittag. Wunderfein.

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