15. März 2011

Die Welt ist grässlich – und wunderschön, Volume II.

Sie war's: Taren | am: 15.03.2011 | 22:56 | Stempel: erlebt, gefragt | 3 Gedanken »

Diese Träume waren nicht groß genug,
doch was dir fehlte ist unterm Strich:
nur ein lachendes Gesicht auf der andern Seite des Spiegels,
ein bisschen Stolz auf deinen Schultern, denn das steht dir gut.
Das seltsame Gefühl, daß all dein Glück nicht unverdient ist,
der alte Glanz in deinen Augen und ein bisschen Mut.

Gisbert zu Knyphausen

Wie kann man Glück verdienen? Diese Frage liegt irgendwie über den letzten Tagen, über all den intensiven Gesprächen mit den Menschen, die mir wichtiger sind als alles andere. Den einen kenne ich, seitdem ich denken kann, der zweite ist ganz neu in meinem Leben, und der dritte begleitet mich seit Jahren durch helle und dunkle Zeiten.
Alle haben sich mit mir gefreut, die es erfuhren, natürlich. Jeder gab dann auch zu, daß er es eigentlich erwartet habe, und auch ich habe das irgendwie mit der Hälfte meines Herzens getan. Alle haben mir versichert, daß ich es verdient habe, wer, wenn nicht ich? Aber – kann man das verdienen?

Ein wenig ist dennoch die Angst mit dabei. Ein Höhenflug in luftige Ebenen, die ich nie zuvor erreicht habe, zumindest fühlt es sich so an, und ein Anteil meiner Seele fürchtet den Sturz, fürchtet den Moment, in dem sich heraus stellt, daß alles nicht verdient war. Daß ich dem allem nicht gerecht werden kann.
Es war nicht nur Glück. Ich habe mit offenen Karten gespielt, habe mich nicht verstellt. Und dennoch, trotzdem, deswegen? haben sie mich aufgenommen. Und noch habe ich es nicht ganz begriffen, noch ist es irreal, grässlich – und wunderschön.

Verdient – unverdient, natürlich ist das eine Frage der Sichtweise. Alles ist ambivalent. ;)

Wer, wenn nicht jemand, der auch am späten Abend nach einem miesen Film vor dem Kino in bitterer Kälte eine halbe Stunde über seltsames Musikerzeug diskutiert? Wer, wenn nicht jemand, der von Termin zu Termin hetzt, um Nachhilfe nehmen und geben und Liederstunden im Altersheim unter einen Hut zu kriegen? Wer, wenn nicht jemand, der schon nach zwei Tagen Entzug rumnölt, dass ihm sein Klavier furchtbar fehlt? Wer, wenn nicht jemand, der zusätzlich zu seinem Reisegepäck noch seine Gitarre mit in den Urlaub schleppt?
Ja, eben: Wer, wenn nicht du?

Ich glaube auch nicht, dass das etwas mit Glück zu tun hatte. Vielleicht haben sich da ein paar glückliche Zufälle gehäuft, aber ist das nicht nur fair? Schließlich gab es in den letzten Jahren auch genug unglückliche Zufälle.
Karma, ausgleichende Gerechtigkeit … manchmal mag ich die Hoffnung, dass es so etwas gibt. (Und falls es das nicht gibt, dann sollte es das zumindest geben. So!)

Und warum solltest du dem nicht gerecht werden? Ich glaube kaum, dass die noch höhere Ansprüche an dich stellen, als du es selbst schon tust. ;)
Hey, das sind da schließlich auch alles nur Menschen!

Größere Brötchen, House. Nur etwas größere. ;)

So, und nachdem dieser Kommentar vielleicht schon länger ist, als der Beitrag, und weil es gerade so hübsch passend im Hintergrund läuft, schließe ich mit Worten von Olli Schulz und dem Hund Marie:

Nimm es hin, es macht Sinn,
die besten Szenen kannst nur du sehen.
Der Film beginnt!

Glück verdient man nicht, es kommt einfach so oder eben nicht.
Aber ich würde nicht sagen, dass das Glück war – wenn sie dich nicht genommen hätten, wen denn dann? (Erm. Siehe Wilsons halben Kommentar. ^^)

Du kannst dem gerecht werden. Und zwar sowas von!

Es ist nur gerecht, ein Ausgleich zu den vielen vielen Stunden der negativen Erlebnisse, Erfahrungen und den damit verbundenen Gefühlen. Vielleicht erscheint es dir zu riesig, als dass es ein Ausgleich sein könnte der nicht alles zum kippen in die andere Richtung bringt – aber Schätz’ken, es gab so viel schwarze Dunkelheit, da ist dieses überdimensionale positive genau passend.

Während andere davon ausgehen, dies und jenes verdient zu haben, sind es gerade diejenigen, die es wirklich verdient haben, die es selbst nicht erkennen. Also: Augen auf und hingucken. Du hast es verdient – nein, anders: du bist es WERT. Und sie haben es erkannt, weil es nicht zu übersehen ist.

Klingt alles etwas kitschig, aber es ist so gemeint wie ich es schreibe.
Lass dich mal umarmen,
lG

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