24. Januar 2019

Wintertage.

Sie war's: Taren | am: 24.01.2019 | 11:32 | Stempel: außen, erlebt | Keine Gedanken »

Unbeweglich und stahlgrau liegt der Main in seinem Bett. Die Schneeflocken sterben lautlos auf und in ihm, ohne die Ruhe seiner Oberfläche zu stören – in meinen Wimpern hingegen bleiben sie kleben und schmelzen zu kleinen und großen Wassertropfen, die mir in die Augen laufen und die Sicht verschleiern. Ich kneife die Lider zusammen, um ihnen zu entgehen, doch der Fahrtwind wirbelt sie mir unerbittlich entgegen, kleine Kälteküsse auf den Wangen und der Stirn. In den Feldern hinter meinem Haus verstecken sich ein Graureiher und ein Grünfink vor den Flocken unter einer kleinen Brücke. Der Fink fliegt auf, als ich mich nähere, doch der Reiher legt lediglich mißtrauisch den Kopf schief und mustert mich von seiner Warte unten im Bach. Ich lächle ihn an und fahre schnell weiter, immer Ausschau haltend nach dem kleinen blauen Funken, dem Eisvogel, der sich vor zwei Tagen erneut auf den raureifweißen Feldern zeigte, doch er bleibt unsichtbar.
Meine Reifen hingegen hinterlassen eine schmale Spur auf der dünnen Schneeschicht in den Feldern und dann unten am Main. Später, auf den Radwegen der Innenstadt, schluckt das Salz auf den Wegen den Schnee, kaum daß er den Boden berührt. Dennoch dreht mein Hinterreifen durch, als ich an einer grünen Ampel wieder anfahre, und ich muß unwillkürlich schmunzeln. Der Winter gibt sich nicht so leicht geschlagen.
Und dann, im Büro, tanzen draußen vor dem Fenster weiterhin die Flocken, ein kleines bißchen Leichtigkeit gegen das Grau des Himmels und die Sehnsucht im Herzen.

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