gefragt

08. Mai 2014

Lichter der Stadt.

Taren • am 08.05.2014 um 01:39 in erlebt, gefragt, verzaubert
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Tage voller Leben.
Der normale Studiumsalltag, und dann nach den Seminaren und einem Kaffee mit Kommilitonen direkt in die Bibliothek, um an einem der langen, weißen Tische unter dem künstlichen Licht von Leuchtstoffröhren viele Stunden in Bücher vergraben an der Masterthesis zu arbeiten. Es beginnt, endlich, dieses anstrengende, große, aufregende Projekt, und nun, da all die Altlasten aus den letzten Semestern endgültig erledigt sind, darf ich mich ihm widmen, darf Bücher in großen Mengen aus den unterschiedlichen Fachbibliotheken quer durch die ganze Stadt ausleihen und mit schweren Taschen, aber einem ganz leichten Herzen Tag für Tag erneut in die Unibib fahren. Mein Thema, etwas, das meinen Ansprüchen an Wissenschaft und mich selbst wieder genügt, und das sich so unendlich groß und neu vor mir ausbreitet – ich genieße es.

Und abends, wenn sich die vielen Tische geleert haben, die Sonnenschutzjalousien vor den Fenstern schon lang wieder hochgefahren sind und nur noch vereinzelt Köpfe tief über Büchern oder Bildschirmen gebeugt sind, dann packe auch ich irgendwann all die schweren Bücher und Aufsätze und Papiere zurück in die Tasche und schwinge mich auf mein Rad, heim. Schnell daheim einen bunt zusammen gewürfelten Salat, die Sachen abstellen, und dann wieder weiter, in einige wenige Stunden der Freizeit. Freunde, der Liebste, Sport und Kino, sie alle fallen nun in die Abendstunden. Und doch, noch bin ich glücklich, wenn ich wie heute spät nachts von der Sneak aus dem kleinen Lieblingskino durch die regennassen Straßen zurückfahre, zufrieden mit der Arbeit des Tages. Die ehemaligen Kollegen, die sich so freuten, mich zu sehen, kleine Pläne und Verabredungen, und auch schon wieder die Vorfreude auf den morgigen Tag zwischen den Büchern.

Und dann, auf dem Heimweg, der durch die kleinen Straßen an der Wohnung des Liebsten vorbeiführt, der kurze Gedanke: einfach anhalten, klingeln, und mich für wenige Momente oder vielleicht doch den Rest der Nacht in seine Arme schmiegen und gehalten werden und halten zugleich – und mit einem Lächeln und Wärme in der Brust fahre ich vorbei. Das bloße Wissen um ihn, und dieser kleine Moment, in dem ich vorbeifahrend ganz nahe bin, sie reichen schon, um mich jetzt heute Nacht in meinem eigenen Bett nicht mehr allein zu fühlen.

04. Juli 2013

Morgenblues

Taren • am 04.07.2013 um 10:54 in gefragt
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Manchmal gibt es Tage, an denen das Gewicht des „Erwachsen seins“ sich irgendwie zu schwer anfühlt, an denen ich nicht groß, eigenverantwortlich, vernünftig und fleißig sein möchte. Tage, an denen sich dieses ominöse „Gesund sein“ als eigentlich viel zu schwierig anfühlt, an denen ich zurückflüchten möchte in die Zeit, in der die Welt zu groß und zu kompliziert war und ich nicht mitgemacht habe. Einfach zuhause bleiben, nicht studieren, lernen, arbeiten, nichts müssen, nichts bedenken, nichts tun. Endlos Zeit für Müßiggang und für mich haben. Nicht weiter vorausdenken als für die nächste halbe Stunde, diesen Tag.

Ich gebe nicht nach, natürlich nicht. Gleich schwinge ich mich auf mein Fahrrad und radle zur Uni, in einen weiteren langen Seminartag. Ich werde zwischendurch lernen für die Klausur, mich um die organisatorischen Dinge des Alltags als junge Erwachsene kümmern und weiter vernünftig und groß sein, weiter die Verantwortung für mich und mein Leben tragen.

Geht das eigentlich jedem so? Daß manchmal dieses Leben als großes Mädchen einfach überfordert?

Nur noch zwei Wochen, dann kommt der Urlaub. Das wird schon.

02. August 2012

It’s a beautiful day.

Taren • am 02.08.2012 um 12:27 in gefragt, verzaubert
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So viel Gutes, so viel Erfolg, daß ich langsam nicht mehr daran glauben kann. Es ist unfassbar, was die letzten Monate an positiven Nachrichten bereithielten: die bestandene Aufnahmeprüfung, die guten Zensuren, der Führerschein, eine tolle neue Wohnung, jetzt noch die Zulassung – das ist unglaublich.
Und dann jetzt noch eines der größten Wunder: nicht nur, daß ich mich in den letzten Monaten im Norden noch verliebe, nein, wir versuchen es miteinander, vorsichtig, behutsam, und vielleicht, vielleicht. Ich bin so, so, so unendlich glücklich.

Seit heute dann bin ich eingeschrieben, ordentliche Masterstudentin im Fach Klinische Musiktherapie, und in meiner neuen Wohnung gemeldet. Es ist alles einfach zu schön, um wahr zu sein.

09. Juli 2012

Fort.

Taren • am 09.07.2012 um 22:00 in gefragt
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„Schau, die Wolken sind vergangen,
die den Blick uns lang vergällt,
und die Landschaft, grau verhangen,
ist mit einem Mal erhellt.
Tiefe Schatten werden lichter,
wenn die Sonne golden scheint,
und es wird der Tod zum Dichter,
wenn er sich mit Liebe eint.“

Viktor Ullmann, „Der Kaiser von Atlantis“

Vielleicht muß es manchmal schlimmer werden, damit es besser werden kann. Die so oft vorbeiziehenden Gewittergüsse draußen, die Stadt und Himmel in Schwärze tauchen und wegspülen, was sich ihnen in den Wege stellt, malen den Norden oft in ein eigenartiges Novembergrau, was wie ein würdiger Abschied scheint. Ich schwanke zwischen Vorfreude und Wehmut, zwischen Hoffnung und Auflösung, und gehe beinahe trotzig immer weiter auf den selbstgewählten Termin des Umzugs zu, an dem ich Meer, Wind und Norden verlassen soll. Letzte Treffen, Feiern, die doch keinen unbeschwerten Frohsinn mehr in sich tragen, und immer wieder abends die Melancholie und Sehnsucht, die schon jetzt meine Wahlheimat vermisst.
In Kisten und Kartons verschwindet meine kleine Zuflucht hinten im Hof, in der ich vier Jahre gelebt habe, und trotz des neuen Schlüssels fühlt sich alles immer nur nach Ende, Entwurzelung und Aufgabe an.
Vielleicht darf ich es nicht als Abschied, sondern nur als Zwischenlösung sehen, weil ich doch nicht dauerhaft das Meer verlasse. Vielleicht muß ich mir trotz Hektik und tausend Aufgaben im Kopf einfach täglich eine halbe Stunde nehmen, um zu fotografieren und die Orte aufzusuchen, die mein sind und die ich zumindest als Bild mitnehmen möchte, unabhängig vom Wetter, von Stimmung und Zeit. Vielleicht muß ich auch schlicht akzeptieren, daß es eben grade nicht gut, nicht einfach, nicht lustig ist, daß ich nicht spielen kann und mich dieser Abschied, dieses Weggehen traurig und unglücklich macht, statt dagegen anzukämpfen und es immer wieder zu leugnen. Denn es ist schlicht so, und eigentlich ist auch das okay, solange ich trotzdem weitergehe, weiterpacke, dieses Leben in Kisten verstaue. Es sind nur noch zwei Wochen, bis ich sie wieder auspacken darf, und bis dahin bin ich dann vielleicht eben traurig.
Solang es immer noch Lichtblicke und Lachen und Freude gibt, darf vielleicht auch die Melancholie ihren Raum haben.

03. Juni 2012

Gaudete!

Taren • am 03.06.2012 um 16:06 in außen, gefragt
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Mit einem Mal, ganz leise, still und plötzlich, ist mein Studium vorbei. Nein, nicht das ganze, aber das Grundstudium, der Anfang, zeitlich auch schon der Hauptteil. Von einer Minute auf die andere, mit dem einen Schritt aus dem Seminargebäude hinaus in die kühle Luft dieses Sonntagnachmittages bin ich fertig, Akademikerin, BA, Pädagogin und Musikwissenschaftlerin.

Auf diesen Tag habe ich vier Jahre lang hingearbeitet, und doch fühlt es sich gänzlich nebensächlich an. Nur ein weiterer kleiner, vielleicht beinah der kleinste Schritt auf diesem Weg, der nur neue Herausforderungen bereithält, und die in nächster Nähe. Was ist jetzt anders? Ich bin nicht wirklich qualifizierter oder klüger, aber ohne Frage älter, reifer – und möglicherweise irgendwie doch klüger, auch wenn nicht die Universität daran Schuld trägt, höchstens peripher. Doch jedes der Praktika, die Arbeiten, Erfolge, Leistungen und die Jobs nebenbei haben mich vieles gelehrt. Weiterhin spreche ich rudimentär vier weitere Sprachen, beherrsche deutlich mehr sinnvolle und -freie Fachausdrücke, kenne Theorien, Ansätze und hermeneutische Probleme, habe eine vollkommen verrückte Freak-Abschlußarbeit verfaßt, die ich wohl in fünf Jahren selbst nicht mehr verstehe, und bin Studentin durch und durch, mit allem, was dazu gehört.
Zwar bin ich nicht für Arbeitsleben oder Beruf vorbereitet worden, aber doch deutlich weitergekommen – und vielleicht ist das auch alles, was man von diesem Bachelor erwarten, was er leisten kann. Schließlich geht es jetzt weiter, in einer anderen Stadt, in einem anderen Institut an einer anderen Universität.
Und ganz vielleicht fühlt sich auch dieser Abschluß nach mehr an, wenn ich erstmal den offiziellen Zettel in der Hand halte, der mich zur klugen Bätschelerette erklärt. Wer weiß?

29. März 2012

Du.

Taren • am 29.03.2012 um 20:22 in gefragt
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I wanna write „I miss you“ on a rock and throw it at your face so you know how much it hurts to miss you.

Just found – and it feels so idiotic that I still care. I just – shouldn’t.

Ich hasse es, daß es nötig ist. Daß du es nötig machst.
So viele Jahre. Ich habe dir vertraut, dir von allen am meisten. Ich habe dir geglaubt, wenn du Traumschlösser in die blaue Frühlingsluft gezeichnet hast, habe dir und deinen Versprechen geglaubt, wenn du sagtest, du würdest mich nicht verletzen. Ich habe genickt und gewartet, wenn du wieder einmal verschwandest, habe mich gefreut, wenn du wiederkamst. Du mußtest dich nicht rechtfertigen, es war okay, irgendwie – auch wenn es schmerzte, habe ich versucht, dir ebenso ein Halt zu sein, wie du einer für mich warst. Aber zuletzt hast du immer wieder meine Grenzen übertreten, mich missachtet, verletzt und ignoriert, deine Zusagen gebrochen und mich als Ganzes mit Füßen getreten. Und jetzt – Schweigen, und das, obwohl ich dir doch immer noch einen Weg offen ließ. Hättest du dich gemeldet, dich einmal entschuldigt, dich einmal erklärt – doch nein, natürlich nicht.
Und deshalb klingen diese Worte so sehr wie Hohn. Ich weiß nicht, ob sie an mich gerichtet sind, ich hoffe beinah, daß sie es nicht sind – und dennoch beginne ich dich dafür zu hassen.
Ach fuck, du fehlst mir. Auch wenn du nicht mehr bist, wer du warst, auch wenn es mittlerweile nicht mehr du bist, der fehlt, sondern dein früheres Ich, von dem du sich so seltsam weg entwickelt hast, auch wenn ich mittlerweile alle deinen damaligen Erklärungen für diese ganzen Missverständnisse nicht mehr glauben kann und befürchte, daß du niemals der warst, den ich in dir sah und jetzt noch immer vermisse – du fehlst mir.

28. Oktober 2011

Nein.

Taren • am 28.10.2011 um 14:54 in gefragt
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Nein, ich verweigere den November. Es ist noch nicht Zeit für graues Licht, das so träge jedes Leuchten verschluckt, es ist noch nicht Zeit für Nebel, Regen und Dunkelheit. Ich will nicht die erdschwere Luft, kein nasses, moderndes Laub, keine kahlen Äste. Ich mag mich nicht von der Sonne verabschieden, mich der Stille ergeben und das Leben für dieses Jahr ziehen lassen, ich will nicht diese todesschwere Traurigkeit spüren.
Ich will mich nicht sehnen müssen, ich will nicht brüchig und farblos werden, ich will nicht durch die nasskalte Stadt fahren, ich will nicht Wärme nur von Heizkörpern bekommen. Keine Tränen in den Augen bei bestimmten Liedern, nicht dieses fragile, verwundbare Selbstgefühl, kein Verbergen hinter viel Stoff und dicken Pullovern, ich will nicht. Ich will stark sein, fliegen, mit nackter Haut strahlen und lachen und tanzen, Sonnenlicht fangen und auf grünen Wiesen liegen.
Aber das kann ich nicht im Herbst, wenn mir das Licht fehlt – aber ich will mich so nicht fühlen.
Kein November, nicht für mich!

15. September 2011

Chasing shadows.

Taren • am 15.09.2011 um 14:59 in gefragt
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Ich bin nicht ganz, nicht vollständig, treibe durch den Tag. Termine scheinen mich schon Stunden, Tage vorher zu überfordern, beschäftigen mich und lähmen. Die Welt, die so gleich geblieben ist hier oben, der alte Alltag fügt sich lückenlos um mich herum, so paßgenau, daß es schon wieder irritiert – ich war doch weg, ich habe doch anderes gesehen, erlebt, erfahren. Warum ist hier alles so gleich?
Es ist gut, daß ich jetzt noch ein paar Wochen habe, in denen ich zum ersten Mal seit Februar frei nehmen kann, mich verlieren kann in Zeit und Raum und Nichtstun. Tage im Bett verdämmern, Serienfolgen schauen ohne schlechtes Gewissen, lesen und Musikhören über Regennachmittage hinweg. Und gleichzeitig schreckt mich die Leere des Terminkalenders ebenso wie es Termine tun, ich fürchte die Stille und Bewegungslosigkeit, in der Gefühle und Vermissen sich Raum nehmen können. Fluchtimpulse, ohne daß mir klar ist, wohin ich entfliehen möchte, nur weg aus der Grenzenlosigkeit und zugleich der Enge meines gewohnten Lebens und der Semesterferien.

Ach, altes Chaos, wo soll ich nur mit Dir hin?

14. April 2011

Pride.

Taren • am 14.04.2011 um 23:55 in gefragt
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Den Kopf hochmütig im Nacken, diesen Hauch von Arroganz im Blick: zu stolz, um sich mit weniger zufrieden zu geben, zu stolz, um sich zu binden, sich zu entblößen, sich verwundbar zu machen. Stolz ist Haltung und Selbstachtung, das Wahren des Gesichts um jeden Preis. Stolz bedeutet eher Verzicht als Kompromiss, lieber Einsamkeit als Nachgeben. Stolz stärkt und zerstört gleichermaßen.

Vielleicht bin ich zu stolz. Sich mit weniger begnügen, weniger vom Leben und von sich selbst erwarten, nicht immer den höchsten Anforderungen genügen oder sie an andere stellen, sondern Nachsicht üben – das ist nicht meine Stärke. Vielleicht ist es deshalb mein Schicksal, daß alles so ist, wie es ist. Stolzes, hochmütiges, einsames Herz, was sich nicht bindet, weil doch niemand gut genug scheint, und stattdessen sehnt, sehnt, sehnt.
Wer bin ich, daß ich so stolz sein dürfte?!

Und dann verliere ich mich in dem endlosen Nachthimmel, schalte das Licht aus und blicke hinaus, und ich atme, atme in die Finsternis dieses Vorfrühlings, der so instabil und doch hartnäckig versucht, das Leben wiederzubringen. Es blühen Kirschbäume, die Freude und Traurigkeit in meine Brust sähen, und täglich hält das Schicksal neue Überraschungen für mich bereit, zwischenmenschliches Chaos, Tränen, Glück, Druck und viel Arbeit, aber auch so viel Schönes. Nichts, was nur eine Seite hätte, Komplimente werden schal und Angst machende Termine verbinden sich mit wunderbaren Menschen – und ich laufe auf der Grenzlinie zwischen den Gefühlen und lebe und lebe und lebe.

15. März 2011

Die Welt ist grässlich – und wunderschön, Volume II.

Taren • am 15.03.2011 um 22:56 in erlebt, gefragt
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Diese Träume waren nicht groß genug,
doch was dir fehlte ist unterm Strich:
nur ein lachendes Gesicht auf der andern Seite des Spiegels,
ein bisschen Stolz auf deinen Schultern, denn das steht dir gut.
Das seltsame Gefühl, daß all dein Glück nicht unverdient ist,
der alte Glanz in deinen Augen und ein bisschen Mut.

Gisbert zu Knyphausen

Wie kann man Glück verdienen? Diese Frage liegt irgendwie über den letzten Tagen, über all den intensiven Gesprächen mit den Menschen, die mir wichtiger sind als alles andere. Den einen kenne ich, seitdem ich denken kann, der zweite ist ganz neu in meinem Leben, und der dritte begleitet mich seit Jahren durch helle und dunkle Zeiten.
Alle haben sich mit mir gefreut, die es erfuhren, natürlich. Jeder gab dann auch zu, daß er es eigentlich erwartet habe, und auch ich habe das irgendwie mit der Hälfte meines Herzens getan. Alle haben mir versichert, daß ich es verdient habe, wer, wenn nicht ich? Aber – kann man das verdienen?

Ein wenig ist dennoch die Angst mit dabei. Ein Höhenflug in luftige Ebenen, die ich nie zuvor erreicht habe, zumindest fühlt es sich so an, und ein Anteil meiner Seele fürchtet den Sturz, fürchtet den Moment, in dem sich heraus stellt, daß alles nicht verdient war. Daß ich dem allem nicht gerecht werden kann.
Es war nicht nur Glück. Ich habe mit offenen Karten gespielt, habe mich nicht verstellt. Und dennoch, trotzdem, deswegen? haben sie mich aufgenommen. Und noch habe ich es nicht ganz begriffen, noch ist es irreal, grässlich – und wunderschön.

05. Februar 2011

Du.

Taren • am 05.02.2011 um 19:41 in bitterschokolade, gefragt
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Du bist nicht immer präsent, nein – nur manchmal. Wenn ich Deinen Namen lese. Oder wenn ich im Zug sitze und hinaus schaue und eigentlich Dir schreiben möchte, weil draußen die Welt im Nebel und Regen versinkt. Und auch immer noch dann, wenn ich traurig bin, wenn Schatten an den Wänden lauern. Du warst mein Felsen, meine Burg, und ich habe Dir vertraut. In einer Zeit, in dem ich niemandem mehr Glauben schenken konnte, habe ich mich dennoch auf Dich verlassen, weil Du da warst. Du bliebst einfach, still und gelassen und akzeptierend wartetest Du auf mich. Und irgendwann wurde aus der alten Verliebtheit eine neue Liebe, als ich mich traute, Dir zu trauen.

Du fehlst mir. Und dann sitze ich dort, und möchte Dir schreiben, wieder einmal die Inkonsequenz zum Tanze bittend. Möchte Dir verzeihen, um Dich wieder zu haben, um mit Dir reden zu können, mit Dir schreiben zu können. Ich möchte vergessen können, was passiert ist, möchte ignorieren, daß Du mich verletzt und im Stich gelassen hast, und möchte Dir Glauben schenken, wenn Du mir wieder einmal sagst, Du würdest es nicht mehr tun.
Doch schon, wenn ich dies denke, weiß ich, daß es nicht passiert. Du bist nicht mehr der, dem ich vertrauen konnte, Du hast Dich verändert, und ich auch. Läßt Du alle Deine Freunde fallen, oder bloß mich? Nein, ich möchte die Antwort gar nicht wissen, es ist auch nicht wichtig. Eigentlich weiß ich nicht einmal, was mich trauriger macht – daß Du mich immer wieder neu enttäuscht und verletzt hast, oder daß es Dir offenbar so gar nichts ausmacht, daß ich in Deinem Leben fehle. Du hast Dich nicht einmal gemeldet, in all der Zeit. Könntest Du noch deutlicher sagen, daß Dir an mir und meiner Freundschaft nichts mehr liegt? Wohl nicht. Und deshalb schreibe ich Dir nicht, immer wieder schreibe ich Dir nicht.
Aber – Du fehlst.

10. Januar 2011

Prioritäten.

Taren • am 10.01.2011 um 23:07 in bitterschokolade, gefragt
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Ich bin kein Mensch für Kompromisse, nicht, wenn ich es verhindern kann.
Mich begnügen, sparsam mit meinen Kräften umgehen – all das liegt mir nicht. Ich brenne, so hell ich kann, mit all der Intensität, die mir dieses Leben bunt und hell und erträglich macht, mit all dem Feuer und mit meiner ganzen Energie. Ich fordere mich, überfordere mich, ziehe und schiebe und zwinge mich selbst weiter, immer weiter, immer voran. Stillstand und Ruhe, Verweilen und Erholung passen nicht zu meinem exzessiven Wesen, zu diesem Willen und dieser Sehnsucht, die immer auf den Horizont schauen und mir von den Geheimnissen dahinter singen, die mich täglich neu Segel setzen lassen, um mit dem Wind zu reisen. Es gibt doch noch so viel zu erleben, so viel zu sehen, jeden Tag eine neue Welt!

Umso mehr stört es mich, wenn Flaute mich bremst, wenn Strömung meine Fahrt hindert. Ich hasse es, wenn mein Leben mich zwingt zu wählen, wenn ich nicht alles ganz vermag. Die Schwäche, von einmal geplanten Tätigkeiten zurückzutreten, den schalen Beigeschmack des Unvermögens – mag es noch so unverdient und unpassend sein (denn was kann ich schon gegen Krankheit tun?), es läßt mich dieses unperfekte Wesen verabscheuen, das nicht weiterkann.
Noch geht mir nicht der Brennstoff aus, es ist nur ein kurzer Moment von Dämpfung und Ruhe, bis meine Seele wieder alles überstrahlt – doch was wird sein, wenn ich mich selbst an mir aufgezehrt habe..?

Vergangenheit -