beobachtet

05. Oktober 2009

54° 20′ 40.71″ N 10° 9′ 20.89″ E Faehranleger Bellevue, Kiel

Taren • am 05.10.2009 um 20:26 in beobachtet, maritim
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Dunkelheit. Schimmernde Lichter als Spiegelungen auf dem Wasser, verwischte Schatten einmal quer über die Bucht. Leichter Wind aus Südost, ein Streicheln auf der Haut. Hinter Wolken beginnt mit grauem Licht der Mond aufzugehen, die Fähre nach Schweden zieht als grelleuchtender Koloss vorbei. Nordnordöstlich rote und grüne Funkelfeuer, der Leuchtturm grüßt von fern.
Nähe und Weite liegen eng beieinander, die Förde öffnet sich in die Welt, in welche der Dampfer entschwindet, hinaus aufs offene Meer. Einer Möwe gleich möchte man hinterherfliegen, und doch kann man für diesen Moment zufrieden sein, hier jetzt zu stehen.

Tränen der Sehnsucht und des Fernwehs in den Augen.

05. Januar 2009

Laecheln

Taren • am 05.01.2009 um 15:03 in außen, beobachtet
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Der Schnee knirscht unter meinen Rüßen. So ein Geräusch gibt es sonst nie – feucht-staubig, ein harsches Knirschen, wenn sich der lockere Boden zu festem zusammenpressen muss. Mein Fahrrad zieht neben mir eine grade Spur, übermütig und ausgelassen. Vom Fahren vorher sind die Felgen, die Bleche und Speichen über und über mit Weiß bestaubt, und es gefällt ihm spürbar. „Bin ich nicht schön so?“ kichert es und zieht einen Schlenker. „Fast schon ein Schimmel, glitzernd und stolz!“ Ich schmunzle still. Stolz ist es, ja, doch es macht Spaß, die Freude an dem schönen Tag auch bei ihm zu beobachten. Es zieht Achten hinter sich her, wackelt mit dem Hinterrad und hopst glücklich über kleine Steine.
Mein Blick zieht seine Bahn über die blendende Fläche vor mir, der zugefrorene See, die zugedeckten Äste der Bäume. Kinderlachen, sie ziehen mit Schlitten zu einem Berg, den ich offenbar noch immer nicht kenne, zumindest kann ich mir ihr Ziel nicht vorstellen. Wieder Knirschen, und ich konzentriere mich wieder auf das Geräusch. Stiller Frieden in meiner Brust, während meine Ohren in der Kälte jammern.

Auf meinem Weg kommt mir langsam ein alter Mann entgegen, den Blick gedankenverloren-traurig nach innen gerichtet, allein. Sein Rücken ist noch hoch aufgerichtet, fast ein wenig trotzig dem Alter gegenüber, welches sich in seinem Gesicht schon so deutlich zeigt. Der Mund ist entspannt, jedoch mit Winkeln, die lose herabfallen, als hätte das Leben ihm die Freude genommen. Er blickt auf, als er mich näher kommen hört, seine Augen treffen kurz die meinen. Ich lächele ihn an, und zunächst steht Erstaunen in seiner Miene, und dann, fast unwillkürlich, lächelt er zurück. Und auch beim Weitergehen bleiben seine Mundwinkel oben, er nimmt mein Lächeln entgegen und trägt es weiter.

05. Mai 2007

nachts

Taren • am 05.05.2007 um 00:58 in außen, beobachtet
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Seltsame Situationen, wenn man nachts mit seinem Fahrrad müde vom vergangenen Tag vom Bahnhof heimfährt… Diffuse Lichtspiele von Lampen, Signalen und Lichtern, die mit dem Dunkel auf Fensterscheiben und spiegelnden Metallwänden wetteifern, teilweise Schmieren und Schemen von Farbe in einer nachtschwarzen Welt. Vieles ahnt man mehr, als daß man es sieht..
Die Menschen, denen man begegnet, tragen um sich herum einen Hauch von Geheimnis – was treibt diesen alten, ehrwürdigen Herrn im grauen Sommermantel um diese späte Uhrzeit noch auf die Straße? Wohin wird der Weg diese zwei jungen, noch kindlichen Mädchen führen, deren Gesichter ihr Alter hinter Farbe und Schein zu verbergen suchen? Was ist geschehen, daß sich jene zwei Männer so lautstark über die ganze Straße hinweg, mit nur einer Ampel zwischen sich, streiten?
Begegnungen werden zu Anekdoten, Momente und Augenblicke zu Geschichten und Fragen. Die Zeit dehnt sich aus, kriecht mit Anmut und unergründlicher Unregelmäßigkeit über Asphalt und Stein, und schluckt jedes Wesen, das in ihrem Reich der Umarmung Morpheus‘ trotzt. Und doch bringt die Irrealität dieser Nacht Zweifel mit sich, ob das, was ich vermeinte zu sehen, auch wahr ist…
Zwei Jugendliche, aneinander geschmiegt am Mauerrand eines breiten Fußgängerwegs, ihre beiden Räder über dessen gesamte Breite hingeworfen. Sie hat die Augen geschlossen, scheint zu schlafen, er lächelt mich an, zwinkert mir zu und winkt sogar. In Sekunden bin ich an ihnen vorüber, und schon zwei Atemzüge später frage mich, ob ich es wirklich sah. Ein heftiger Streit, Drohungen, von hinten bereits das stille Blaulicht einer herannahenden Streife, und nur ein paar Meter weiter ein in stiller Liebe versunkenes Paar, das von der Welt um sich herum nichts mitbekommt, dessen Wahrnehmung nur auf den anderen beschränkt ist. Wie passen diese krassen Gegensätze zueinander? Ist es wahr, was ich sah?

Ich fühle mich wie ein Eindringling in einer Welt, die nicht meine ist. Als stiller und verwunderter Beobachter sehe ich ihnen zu, doch schaffe ich es nie, mich zugehörig zu fühlen. Nicht nachts, nicht tags. Nicht in der Freude, nicht in der Trauer.

Die Nacht heute macht mich melancholisch und nachdenklich, und die neuen Geschehnisse und Informationen tun es auch. Entschuldigt diesen Beitrag – er ist wirr und ohne Sinn..

- Zukunft