fühlen

20. April 2017

Archiv

Taren • am 20.04.2017 um 17:13 in denken, fühlen
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Ich war mir inzwischen so sicher. Die Sache war abgeschlossen, die Hoffnung seit Jahren begraben und besiegt. Ich hatte abgeschlossen, hatte Gefühle, Gedanken und Träume schön säuberlich beschriftet weggelegt und archiviert, Wunden genäht und verheilen lassen. Ein altes Regalbrett mit den Relikten zwischen anderen alten Kisten, säuberlich abgeheftet und verschlossen. Früher, ja, da habe ich vielleicht noch manchmal zu den Ordnerrücken hinüber geblickt, ein kurzes „was wäre, wenn..?“ voller Wehmut und Sehnsucht gedacht, doch auch diese Blicke wurden weniger. Der Alltag wehte Staub und Sand über die Deckel, und auch das Leiden hörte mit der Zeit auf. Wenn man mich fragte, was ab und zu vorkam, habe ich gelacht und gesagt, nein, ein Wiedereröffnen des Prozesses ist völlig ausgeschlossen. Alle Beteiligten sind sich da einig. Andere Ordner und Kisten wurden eröffnet und wieder verschlossen, und alles wurde Vergangenheit, Teil der Geschichte. Eine schöne Geschichte, keine Frage, aber eben nur das – Erinnerungen, Erzählungen, ein damals.

Doch dann kam Wind, wehte den Staub davon, blies den Sand aus den Ritzen und zerrte an den Verschlüssen. Und ich stehe vor der Entscheidung, ob ich wieder in die Hand nehme, was erledigt schien, ob ich öffne, was für Jahre verschlossen war. Was mich Monate, nein, ehrlich gesagt Jahre gekostet hat, es wegzupacken.

Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich den Schlüssel dazu noch finde.

bist du mein norden?

02. Februar 2016

Seifiges – eine Ankündigung

Taren • am 02.02.2016 um 12:59 in außen, erlebt, verzaubert
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Manchmal kommt man ja zu einem neuen Hobby wie die Jungfrau zum Kinde – obwohl in diesem Falle meine Unschuld im Vorhinein sicherlich schon gewaltig angegriffen war. Alles begann vor inzwischen etwa vier Jahren, als ich, der bösen chemischen Haarfarbe entfliehend, von normalem Shampoo auf Naturshampoo ohne Silikone umstieg. Zusammen mit einem immerhin einjährigen Ausflug in die Welt von Hennafärben, dem Gefühl und Geruch von Kuhfladen auf dem Kopf und dem ewigen Leid nicht so schön bunt leuchtender Haare wuchs mein Interesse an Kosmetikprodukten, deren Inhaltstoffe überschaubar, ökologisch und frei von schädlichen Kunstprodukten waren. Und auch, als ich der Verlockung herrlich quietschorange leuchtender Haare dann doch wieder erlag, blieben die Silikone aus meinem Shampoo verbannt.
Zwei Jahre später infizierte mich, wieder einmal, die liebste Kreativfreundin mit einem weiteren Schritt in Richtung Ökonazitum. Seifen und Haarseifen (mit letzteren wurden meine Wasserstoffperoxid-erfahrenen Haare jedoch nicht so richtig glücklich), Lush als Übergangsstation mit festem Shampoo und Spülungen – die Dinge, die in meiner Dusche lagen, wandelten sich rapide. Zunächst erschienen die festen Haarprodukte, dann, für den Alltag zunächst nur, auch Körperseifen (und Bionaturduschgel nach dem Sport) und alternative, zum Teil von der Freundin sogar selbst angerührte Deos. Das Gefühl, nur nach Duschgelbenutzung richtig sauber zu sein, schwand ebenso schnell wie das Bedürfnis nach Sprühdeos und Vereisungen unter den Achseln.
Mit diesen Veränderungen kam ein sanftes Missionierungsbedürfnis bei sowieso für solche Dinge interessierten Menschen des Umfelds. Meine Mutter ließ sich schnell mit in das frisch in See gestochene Boot holen, und sie brachte dann sogar eine Freundin ein, die seit Jahren selbst Seifen herstellte – perfekt! Mit ihr verlor sich dann auch das Lush-Shampoo, da sie, angefixt durch die Idee eines festen Shampoos, rasch selbst welches herstellte, das meinen hohen Anforderungen entsprach. Perfekt!
Pakete voll bunter, herrlich riechender handgesiedeter Seifen, bestellt bei Seifenhexen im Internet, trafen bei mir und den anderen ein, Seifen und Erfahrungen wurden zum beliebten Gesprächsthema. Und dann, vor anderthalb Wochen, folgte der nächste Schritt: der private Seifensiedeworkshop bei Muddis Freundin. Einen Tag lang mit Fetten, Ölen und Düften spielen, Gurke pürieren und Milchpulver abwiegen, und am Ende des Tages glücklich vor zwei unterschiedlichen Seifen stehen, die ganz nach unseren Vorstellungen entstanden waren.

Und damit hatte es mich erwischt. Wieder daheim in meiner Dachstube am Rande der Felder folgte der Großeinkauf bei unterschiedlichsten Händlern vor Ort wie virtuell – Öle, Düfte, Fette, lustige verrückte Zusatzstoffe, Seifenformen und Gerätschaften, Thermometer und Eiswürfelförmchen. In den nächsten Tagen müßten die noch fehlenden Pakete eintreffen, und dann geht es los! Vermutlich schließe ich mich die nächsten Wochenenden daheim ein und probiere eine verrückte Mischung nach der nächsten aus. Hihi.

Langer Rede kurzer Sinn: wundert euch nicht, wenn hier in Bälde Fotos von Seifen und Rezepten auftauchen.

(Ich habe einen Piratenseifenform! Arrrrr!)

15. November 2015

Paris.

Taren • am 15.11.2015 um 18:03 in denken, fühlen
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Die Anschläge von Paris machen fassungs- und sprachlos. Es gibt keine Worte für diese Taten, die zutreffen, die das Grauen, die Gewalt, die Abscheulichkeit der Taten zutreffend schildern könnten. Und es irgendwie gut, daß es keine Worte gibt – gäbe es Worte, würde das vielleicht bedeuten, daß solche Ereignisse zu unserem Leben gehören.
Die Angriffe haben uns (und ja, uns alle, nicht nur die Pariser, die Franzosen oder uns Europäer) im Herzen unserer Gesellschaft getroffen – in einem Konzertsaal, in Cafés, im Sportstadion. Dort, wo unser Leben stattfindet, dort, wo wir unsere Freizeit verbringen. Dagegen können wir uns nicht schützen, und selbst, wenn wir es könnten, sollten wir es nicht tun. Ich möchte mir nicht nehmen lassen, auf Konzerte zu gehen, im Café zu sitzen, im Stadion mitzufiebern, auch wenn ich an diesen Orten potentiell angegriffen werden kann. Ich möchte mein Leben nicht ändern, weil Terroristen, Vollidioten, mein Leben mit ihrem Hass und ihrem Wahnsinn verändern wollen. Ich möchte mir meine Freiheit nicht nehmen lassen, auch wenn das bedeutet, daß ich, daß wir alle verwundbar sind, genau dort: in unseren Cafés, auf unseren Straßen, in unseren Konzertsäälen und Clubs und Stadien. Laßt uns trotz der Anschläge auf Paris und trotz aller Anschläge, und ein bisschen auch grade wegen ihnen, offen und verwundbar und lebendig bleiben. Laßt uns leben und feiern und frei sein. Laßt uns weiterhin Fremde willkommen heißen, freundlich und tolerant und warmherzig.

Und in all der Fassungs- und Sprachlosigkeit und inmitten der Wut und des Mitleidens tue ich eines der vielleicht lebensbejahendsten Dinge, die man so tun kann: ich stricke Babysocken für dieses neue Leben. Und webe meine Wünsche um Frieden, Freiheit und Glück gleich mit hinein.

01. September 2015

Be that cat, be it, be it!

Taren • am 01.09.2015 um 23:31 in fühlen
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Und dann ist da dieser eine Satz aus der Mail, der mir einfach nicht so richtig aus dem Kopf gehen will.

We, strong, brilliant women can create something beautiful out of the interdisciplinary mess :)

Ich bin so dumm, und ich weiß es. Leider hilft das momentan nur bedingt. Gleichermaßen stolz und freudig wie müde und verwundbar, eine seltsame Mischung aus Motivation, Traurigkeit, Antrieb und Erschöpfung, dem Bedürfnis, allein zu sein wie ein Drang nach Menschen und Gesellschaft.
Kleines, verwirrtes Pumuckl, dem schlicht kurz zwischendurch ein wenig der Kopf verdreht wurde, und der gleichzeitig darüber unglücklich und froh ist. Aber dennoch- wow, was für Komplimente, was für Sätze, wie glücklich kann ich sein, daß mir das einfach so mal eben passiert ist.

Leben ist verrückt, aber wundervoll, mit all dem seltsamen Drama und Zufall.

28. August 2015

Kerzen im Fenster.

Taren • am 28.08.2015 um 22:49 in fühlen
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So schnell kann sich die Perspektive wieder ändern, Dinge in ein anderes Verhältnis gesetzt. Innerhalb einiger weniger Momente wird plötzlich vieles, das zuvor noch wichtig, groß und schwierig erschien, klein und unbedeutend, und das dumme Herz fliegt in eine andere Richtung, hilflos und still.

Die Kerze, die seit dem Wochenendtrip nach Bremerhaven auf meinem Klavier steht, weil wir dort kein Feuerzeug oder Streichholz hatten, um sie entzünden, brennt nun heute in meinem Fenster. Eine immer gleiche Geste, das immer wiederkehrende Licht in der Dunkelheit, die Gedanken bei den anderen. Und mit jeder Kerze, die ich entzünde und in mein Fenster stelle, wird die Liste derer, derer die Geste gilt, länger. Immer wieder Lebwohl.

Dann suche ich in der nächsten Woche wohl mal wieder schwarze Kleidung zusammen.

24. August 2015

Die Ruhe selbst.

Taren • am 24.08.2015 um 19:33 in bitterschokolade, fühlen, verzaubert
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hätt ich das gewusst
wär ich noch geblieben
hätte fotos gemacht
und alles mitgeschrieben
um mir später zu beweisen
dass es war
[…]

Diese kleinen Momente, die kurz diese seltsame Mischung aus Grinsen, Irritation und Verwirrung hervorrufen. Aber es ist gut, daß inzwischen definitiv das Grinsen überwiegt über diesen verrückten Abend, über die Ironie des Schicksals und meinen Hang dazu, das größtmögliche Drama zu finden.

[…]
ich hab die ruhe selbst gefunden
für einen kurzen augenblick
doch dann rannten mir die füße
davon

die ruhe blieb zurück

Spaceman Spiff (wer auch sonst): Schwarz weiss und Die Ruhe selbst

23. August 2015

Be that cat!

Taren • am 23.08.2015 um 00:26 in bitterschokolade, fühlen, verzaubert
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Kopfchaos, Müdigkeit jenseits aller Grenzen und Verwirrung. Das ist mir wirklich lange nicht mehr passiert, daß es mich so sehr von den Beinen wirft (auch wenn es schön ist zu sehen, daß es noch geht).

und all die fleißigen gedanken
richten mehr an als sie begreifen können

Spaceman Spiff: Milchglas

Ewig lange Abende, mit Musik und Gelächter und Alkohol und so vielen Menschen. Tanzen, ausgerechnet ich, tanzen und lachen und sich näher kommen und flirten und sich im gleichen Rhythmus bewegen. Und die Erinnerung an einen anderen Körper zwischen den Händen, im Arm, an mir.
Jetzt einfach schlafen. Und dann, nach dem Aufwachen, bekomme ich vielleicht auch wieder etwas Kontrolle über dieses Wirrwar im Herzen. Ich lasse mir doch nicht von Welt einreden, daß ich sonst einsam bin.

(Titelzitat von Laini Taylor: Daughter of Smoke and Bone)

12. März 2015

und überhaupt

Taren • am 12.03.2015 um 21:25 in fühlen, hören
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Doch ich ging weg ich war zu müde was zu sagen
und überhaupt du würdest mich eh nicht verstehen
ich bin viel zu jung um jetzt schon bei dir zu bleiben
ich mein ich bin sehr gern allein
denn es ist so schön, so schön, so schön
ein Cowboy zu sein

Gisbert zu Knyphausen – Wer kann sich schon entscheiden

Heute habe ich das Geschenk, was eigentlich für ihn in meiner Wohnung wartete, an jemand anderen verschenkt. Und es fühlte sich gut an, nach dem, was so passiert ist.
Ja, er fehlt mir. Er fehlt mir seit Wochen. Am meisten hat er mir am Samstag gefehlt, als ich ihm gegenüber saß und ihn nicht wiedererkennen konnte. Dem Menschen, der er mal war, dem hätte ich dieses Geschenk eigentlich gern gegeben – aber da dieser Mensch sich offenbar verloren hat in allem, was danach passierte, war das heute wundervoll. Es hat Freude bereitet, ihr und mir, und das schließlich ist der Sinn von Geschenken.

Und heute Abend leuchteten hunderte von Sternen über den Feldern, über der Skyline und über mir.

22. Januar 2015

Drum, Brüder, eine gute Nacht

Taren • am 22.01.2015 um 22:10 in bitterschokolade, fühlen
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Vielleicht, vielleicht ist es nicht leicht,
das alles zu ertragen.
Die Hoffnung ist schon vorgerannt,
um das Grab schon mal zu graben.

Kettcar

Die Nachricht am Samstag, daß es vorbei ist, kam nicht überraschend. Wir hatten schließlich alle nun bereits vier Tage darauf gewartet, vier Tage, in denen sich Blut in einem Kopf ausbreitete, vier Tage, in denen morgens und abends Anrufe getätigt wurden, um Werte und Status abzufragen, vier Tage, in denen jedes Vibrieren des Mobiltelefons mein Herz schneller schlagen ließen, eine Mischung aus Angst und verzweifelter Hoffnung. Es ist gut für sie, daß sie gehen konnte. Es ist okay. Daß sie so gehen konnte – ruhig, mit zwei ihrer Kindern bei ihr, einfach langsam mit dem Atmen aufhören.

Aber heute, als die Musik spielte und sie ihren Sarg aus der Kapelle so voller Blumen und Menschen hinaustrugen, heute, als sich der Strauß ihres Mannes aus Rosen und Orchideen, die sie so liebte, mit ihr hinab in die Erde senkte, heute, als wir später noch nur im engsten Familienkreis am frisch geschlossenen Grab standen – da war es nicht okay, da war es einfach nur furchtbar. Sie, der ich vor zwei Jahren noch ewiges Leben zugetraut hätte, deren Geburtstag wir da noch voller Freude und Lachen und Munterkeit feierten, ist nicht mehr. Und ich vermisse sie. Sie war mein ganzes Leben lang schon da.

Jetzt wird sie mich nicht mehr an meinem Geburtstag anrufen (und mich dreimal verpassen). Das hat sie zwar auch die letzten zwei Jahre nicht mehr getan, weil sie nicht mehr wusste, welches Datum war und daß ich da geboren worden war, aber sie war da. Jetzt ist sie es nicht mehr.

Lebe wohl.

10. September 2014

Dämmerung fern.

Taren • am 10.09.2014 um 20:27 in denken, fühlen
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„Was immer mir der Wind erzählt, der Mond und ein Klavier,
sie singen nur das eine Lied, sie singen nur von dir.
Sie kannten dich schon vor der Zeit, bevor die Welt entstand,
dein Name ist in jeden Ort, in jeden Fels gebrannt.“
Konstantin Wecker

Neuanfänge, Aufbrüche. Wind und Geräusche streichen um neue, unbekannte Fenster, die Klänge dieser kleinen Höhle hoch oben unter dem Dach sind noch unvertraut und fremd. Manchmal sitze ich einfach nur still da und lausche in diese neue, fremde, große Stadt, lausche den Flugzeugen, den Zügen und Straßenbahnen, den Autos und den Zeugnissen anderer Leben. Ich wache morgens noch auf und erwarte mit dem ersten Aufschlagen der müden Lider eine andere Wohnung, einen anderen Ort zu sehen, und doch – mit jedem ausgepackten Karton, mit jedem kleinen Ding, das seinen Platz gefunden hat, wird es ein wenig heimischer. Und doch, jedem Anfang wohnt trotz des Zaubers darinnen auch ein Ende, ein Abschied nehmen, inne. Und ich spüre die Herbsttraurigkeit, die trotz der Sonnenstrahlen letzter Sommertage sich mit in diese kleine Dachkammer schleicht, ich ahne schon wieder Herbstmelancholie und das Vermissen. Ich vermisse schon jetzt. Freunde, Orte, Erinnerungen, die jetzt wirklich vergangen sind und nicht morgen schon wiederholt werden können.
Aber es darf ja auch die Traurigkeit sein.

08. Mai 2014

Lichter der Stadt.

Taren • am 08.05.2014 um 01:39 in erlebt, gefragt, verzaubert
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Tage voller Leben.
Der normale Studiumsalltag, und dann nach den Seminaren und einem Kaffee mit Kommilitonen direkt in die Bibliothek, um an einem der langen, weißen Tische unter dem künstlichen Licht von Leuchtstoffröhren viele Stunden in Bücher vergraben an der Masterthesis zu arbeiten. Es beginnt, endlich, dieses anstrengende, große, aufregende Projekt, und nun, da all die Altlasten aus den letzten Semestern endgültig erledigt sind, darf ich mich ihm widmen, darf Bücher in großen Mengen aus den unterschiedlichen Fachbibliotheken quer durch die ganze Stadt ausleihen und mit schweren Taschen, aber einem ganz leichten Herzen Tag für Tag erneut in die Unibib fahren. Mein Thema, etwas, das meinen Ansprüchen an Wissenschaft und mich selbst wieder genügt, und das sich so unendlich groß und neu vor mir ausbreitet – ich genieße es.

Und abends, wenn sich die vielen Tische geleert haben, die Sonnenschutzjalousien vor den Fenstern schon lang wieder hochgefahren sind und nur noch vereinzelt Köpfe tief über Büchern oder Bildschirmen gebeugt sind, dann packe auch ich irgendwann all die schweren Bücher und Aufsätze und Papiere zurück in die Tasche und schwinge mich auf mein Rad, heim. Schnell daheim einen bunt zusammen gewürfelten Salat, die Sachen abstellen, und dann wieder weiter, in einige wenige Stunden der Freizeit. Freunde, der Liebste, Sport und Kino, sie alle fallen nun in die Abendstunden. Und doch, noch bin ich glücklich, wenn ich wie heute spät nachts von der Sneak aus dem kleinen Lieblingskino durch die regennassen Straßen zurückfahre, zufrieden mit der Arbeit des Tages. Die ehemaligen Kollegen, die sich so freuten, mich zu sehen, kleine Pläne und Verabredungen, und auch schon wieder die Vorfreude auf den morgigen Tag zwischen den Büchern.

Und dann, auf dem Heimweg, der durch die kleinen Straßen an der Wohnung des Liebsten vorbeiführt, der kurze Gedanke: einfach anhalten, klingeln, und mich für wenige Momente oder vielleicht doch den Rest der Nacht in seine Arme schmiegen und gehalten werden und halten zugleich – und mit einem Lächeln und Wärme in der Brust fahre ich vorbei. Das bloße Wissen um ihn, und dieser kleine Moment, in dem ich vorbeifahrend ganz nahe bin, sie reichen schon, um mich jetzt heute Nacht in meinem eigenen Bett nicht mehr allein zu fühlen.

21. April 2014

Frühlingserwachen.

Taren • am 21.04.2014 um 14:07 in erlebt, verzaubert
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Schützend liegt direkt vor dem Fenster das Wasser des Burggrabens, eine tiefe Schneise zwischen der umgebenden Welt und uns. Mit einem versonnenen Lächeln lasse ich die kalte Frühlingsluft über meine nackten Arme streichen und schaue über den sonnengetränkten Rasen jenseits des Wassers. Es ist ein perfektes Blau, was sich über den Himmel ausgebreitet hat, und ich lege den Kopf in den Nacken und strahle in seine Weite hinein.
Ein Schloß, ein großes Zimmer ganz für uns, und so viel Raum für kleine alberne Träumereien von Prinzessinnen und Burgfräulein, von Rittern und Minne und alter Zeit. Deine Arme um mich herum gelegt, und ich finde Geborgenheit und Wärme in deiner Umarmung. Hand in Hand schlendern wir um das Schloß und durch seinen Garten, stehen eng aneinander gelehnt auf den Brücken über den tiefen Wassergraben und schmieden gemeinsam verrückte Pläne und Geschichten. Für einen Abend, eine Nacht und einen Morgen bist du mein Ritter und ich deine Maid, entflohen der alltäglichen Welt nur wenige Kilometer entfernt, verborgen hinter dicken Mauern. Gestohlene Küsse, heimliche Umarmungen und verzauberte Stunden als unerwartete und wunderbare Überraschung, und heute früh werde ich von Gänsegeschnatter vor dem Fenster und deinen Händen geweckt, die mich sanft liebkosen. Selten bin ich so froh erwacht…!

Und am Abend davor tanzen, lachen und singen, ein sich verlieren in der Musik und in der fantastischen Welt. Wir beiden Mädels, kostümiert und hübsch, vergessen unsere männliche Begleitung und springen, kreisen, vergessen uns in Klang und Wort und Melodie, brüllen begeistert die obszönen Liedtexte mit und feiern die Musiker und uns. Stulpenstiefel, kurzer Rock und aufreizend enge Korsage über der weiten weißen Bluse verwandeln mich für einige Stunden in eine Piratin, und da ist es nur konsequent, daß wir miteinander kuscheln und die Nacht rumtrinkend worüberziehen lassen, ohne nur an Schlaf zu denken.

Leben ist so wunderbar.

Vergangenheit - Zukunft