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13. Januar 2011

Das Narrenschiff

Taren • am 13.01.2011 um 22:11 in bitterschokolade, hören
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Das Quecksilber fällt, die Zeichen stehen auf Sturm,
nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm,
und ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine.
Und Rollen und Stampfen und schwere See,
die Bordkapelle spielt: Humbatätärä,
und ein irres Lachen dringt aus der Latrine.
Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert,
die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert,
die Luken weit offen und alle Alarmglocken läuten.
Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum,
und Elmsfeuer züngeln vom Ladebaum,
doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken,
und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
die Mannschaft: lauter meineidige Halunken,
der Funker zu feig um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff,
volle Fahrt voraus und Kurs aufs Riff!

Reinhard Mey, „Das Narrenschiff“

Und um mich herum brechen Welten in Stücke, sinken Träume und Hoffnungen und sterben Wünsche. Ich versuche, einem Leuchtfeuer gleich auch in Sturm und Nacht einen Anhaltspunkt zu geben, und doch ist mein Licht viel zu schwach. Oder – wer weiß schon? Vielleicht bin ich ein Truglicht, irrlichternd über dem Moor, und leuchte nur den Weg in noch tiefere Abgründe?
Ich kann mich nicht mehr definieren, verliere meine Festigkeit, mein Fundament scheint zu bröckeln. Doch inmitten all dieser grauen Trübseligkeit finde ich einen Ort, an dem ich sicher bin, abgeschirmt hinter geschlossenen Türen und ganz bei mir. Danke, daß es dich gibt, Musik.

12. November 2010

Wahnsinn

Taren • am 12.11.2010 um 00:24 in hören
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Sie muß immer sinnen: Ich bin … ich bin …
Wer bist du denn, Marie?
… Eine Königin, eine Königin!
… In die Kniee vor mir, in die Knie!

Sie muß immer weinen: Ich war … ich war …
Wer warst du denn, Marie?
… Ein Niemandskind, ganz arm und bar,
… und ich kann dir nicht sagen wie.

Und wurdest aus einem solchen Kind
eine Fürstin, vor der man kniet?
… Weil die Dinge anders sind
… als man sie beim Betteln sieht.

So haben die Dinge dich groß gemacht,
und kannst du noch sagen wann?
… Eine Nacht, eine Nacht, über eine Nacht, –
… und sie sprachen mich anders an.
… Ich trat in die Gassen hinaus und sieh:
… die ist wie mit Saiten bespannt;
… da wurde Marie Melodie, Melodie …
… und tanzte von Rand zu Rand.
… Die Leute schlichen so ängstlich hin,
… wie hart an die Häuser gepflanzt, –
… denn das darf doch nur eine Königin,
… daß sie tanzt in den Gassen: tanzt! …

Rainer Maria Rilke, Das Buch der Bilder, Des ersten Buches erster Teil

25. August 2010

Fly with me.

Taren • am 25.08.2010 um 07:55 in hören
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Fly with me and take the sky
Close your eyes, feel the wind
You and I, we’ll live to see
When we reach the sky
You will find.

Fly away,
Take my hand.
Spread your wings, reach the sky.
I can make you believe.
Life is rich, rich within me.
So fly away,
Hold my hand.
Feel the wind.
Take the sky.
Love will find, find a way
I believe in you
Fly with me

Stefan Nilsson, Lena’s song

18. Februar 2010

Starte Durch

Taren • am 18.02.2010 um 22:21 in hören
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Du hast zu viel Zeit verschwendet
mit Leuten, die nur ätzen,
die bremsen und blockieren,
zerstören und verletzen.
Steh‘ jetzt auf und klopfe dir
den Staub aus deiner Jacke.
Jetzt hast du’s in der Hand und
keinen Streß mehr an der Backe.
Eitelkeiten, Geiz und Gier, der ganze Mist…
vergiss‘ jetzt alles, was gewesen ist!

Starte durch in eine neue Zeit!
Heut‘ beginnt der Rest deiner Ewigkeit.
Starte durch in die Zeit deines Lebens,
Schau‘ nicht mehr zurück – es wär‘ sowieso vergebens.

Schau‘ nicht mehr zurück
auf ein fast verlor’nes Jahr.
So manche Dinge werden einem
leider sehr spät klar.
Doch manchmal geht man grad
aus einer destruktiven Zeit
gestärkt hervor und ist
für einen Neuanfang bereit.
Den Kopf nach oben, so, wie das richtig ist!
Bin froh, daß du noch nicht gestrandet bist!

Starte durch in eine neue Zeit!
Heut‘ beginnt der Rest deiner Ewigkeit.
Starte durch in die Zeit deines Lebens,
Schau‘ nicht mehr zurück, es wär‘ sowieso vergebens.

Oft lohnt es sich zu kämpfen,
damit die Wege sich nicht trennen.
Aber es gibt Grenzen
und die sollte man auch kennen.
Jetzt lohnt sich nicht mal mehr der Blick zurück im Zorn.
Schau‘ nur noch nach vorn!

Starte durch in eine neue Zeit!
Heut‘ beginnt der Rest deiner Ewigkeit.
Starte durch in die Zeit deines Lebens,
Schau‘ nicht mehr zurück, es wär‘ sowieso vergebens!

Wise Guys, Klassenfahrt, „Starte Durch“

20. November 2009

Novemberlied

Taren • am 20.11.2009 um 22:24 in hören
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Jetzt poebeln die Novemberwinde
Aufs Neue herzlos durch das Land.
Die Windsbrautbrut und ihr Gesinde
Sind wieder außer Rand und Band.
Die Dichter treibt es nun in Scharen
Durch die Alleen hin und her,
Und ich durfte es auch erfahren:
In mir novembert es schon sehr.
Der Winter steht nun unerlaeßlich
Vor mir und meines Lebens Tuer.
Jetzt waer‘ ich wirklich gern vergeßlich,
Das bin ich, nur nicht jetzt und hier.

Melancholie. November eben.
Die Sonnenstunden werden knapp.
Grad uebte man sich noch im Schweben,
Nun stuerzt man mit den Blaettern ab.

Man koennte sich aufs Schlittschuh fahren
Und auf Kastanienfeuer freun,
Wuerden nicht nach so vielen Jahren
Gewisse Depressionen dreuen.
Man koennte auch der Agonie
Mit Uebermut den Ruecken kehrn,
Mit Festen und mit Räuschen, die
Gewisser Reize nicht entbehrn.
Nur kennt man das schon allzu gut,
Man hat sich so oft abgelenkt.
Es fasst im Fruehling der nur Mut,
Der sich im Herbst auch Trauer schenkt.

Melancholie. November eben.
Der Herbst zieht in die Herzen.
Es gibt auch Gruende, nicht zu leben,
Sie muessen ja nicht triftig sein.

Konstantin Wecker – Novemberlied

Manchmal muss man sich Traurigkeit auch erlauben. Es gibt eine Zeit zu lachen, es gibt eine Zeit zum trauern. Und im Herbst gehoert Melancholie nun einmal dazu. Warum gegen Windmuehlen ankaempfen?

07. Juni 2008

Über’s Meer

Taren • am 07.06.2008 um 19:10 in erkannt, hören, maritim
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So viele Jahre
und so viele Sterne
ist es wohl her,
seit wir draußen sind
auf dem Meer.
[…]

Wie viele Himmel
und wie viele Länder
ist es wohl her,
seit wir draußen sind
auf dem Meer?
[…]

Sing ein Lied für den Ozean,
sing ein Lied über’s Meer,
und ich singe ein Lied für Dich –
wird das Herz mir auch schwer.
[…]

Hafennacht, „Über’s Meer“

Meer ist Liebe, ist Sehnsucht. Ist Endlosigkeit und Ewigkeit, Verheißung, Versprechen, Verlockung. Am Meer zu sein heißt, sich dem Teil in Dir, der Melancholie, Wehmut und verzweifelte Hoffnung beherrbergt, hinzugeben – und sich auch selbst zu verlieren. Doch vermag es mein seltsames Wesen, in diesem Verlust sich selbst zu finden, für ein paar Minuten, Stunden, einen Tag.

Ich habe erfahren, daß es in meinem Leben, in meinem Sein zwei große Lieben gibt und schon lange gab, die sich in allen Wirbeln und widerstreitenden Strömungen als Konstanten erwiesen – manchmal von einem machtvollen, leidenschaftlichen Sog überdeckt, doch so beständig, daß sie irgendwann wieder an die Oberfläche gelangen, so fest und zuverlässig wie zuvor. Die eine von den beiden Lieben bestimmt in dieser Zeit mal wieder einmal mit Sehnen und Verlangen meine Musik und meine Planung für Tagesausflüge und Urlaube, die andere wird ab Mittwoch auf meinem Leib verewigt sein. Mosyone bekommt Mittwoch ihr seit Jahren gewünschtes Tattoo, auf dem Schulterblatt, und sie freut sich einen Keks. :D
Also – neugierige Besucher sind dann ab diesem Tage willkommen, um das Werk zu bestaunen *hihi* Und die andere Sehnsucht – trage ich in meinem Herzen. Und ich weiß mit ihr um ein Ziel, einen Traum, aber auch schon jetzt und immerfort ein Zufluchtsort, wenn die Wirklichkeit mich überrennt – das Meer.

- Zukunft